Olympus Has Fallen

Asiatische Horden

Kinderkino für Erwachsene: Nordkorea gegen die USA

Schwer verletzt schleppt sich der angeschossene Secret-Service-Agent durch die Trümmer und haucht seine letzten Worte ins Funkgerät. "Olympus ist gefallen", sagt er mit brüchiger Stimme, und damit ist nicht die Herberge der Götter im Himmel gemeint, aber immerhin der Wohnsitz des amerikanischen Präsidenten. Das Weiße Haus wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, nachdem ein schwer bewaffnetes Terrorkommando nordkoreanischer Herkunft in nur dreizehn Einsatzminuten den Regierungssitz erstürmt und besetzt hat.

Mit sichtbarer Freude am destruktiven Detail entfacht Antoine Fuqua in Olympus Has Fallen die feindliche Eroberung des wichtigsten Symbols der amerikanischen Weltmacht. Aus dem scheinbar zivilen Leben rund um das Weiße Haus löst sich die gut organisierte Eingreiftruppe heraus. Asiatische Touristen verwandeln sich in wild entschlossene Guerilla-Kämpfer und harmlose Müllautos in Panzerfahrzeuge, aus denen großkalibrige Munition verschossen wird. Hunderte von Sicherheitsleuten und Zivilisten lassen ihr Leben in diesem Schlachtgemälde, das US-Alptraumfantasien auf geradezu sadomasochistische Weise bedient.

Im Bunker halten die Terroristen den Präsidenten (Aaron Eckardt), die Verteidigungsministerin (Melissa Leo) und weitere Amtsträger gefangen. Sie fordern den Rückzug amerikanischer Truppen und Flottenverbände aus Korea und drohen mit der Detonation aller atomaren Sprengköpfe. Das schreit nach einem tatkräftigen Allround-Helden. Der Anruf ging diesmal an den britischen Schauspieler Gerard Butler, der seit seiner Brustkorbpräsentation in 300 auf den Rekrutierungslisten des US-Actionkinos ganz oben steht. Butler spielt den ehemaligen Secret-Service-Agenten Mike Banning, der nach einem fehlgeschlagenen Rettungsmanöver, bei dem die First Lady den Tod fand, aus der Leibgarde des Präsidenten an einen Schreibtisch im Finanzministerium verbannt wurde. Der Angriff der koreanischen Terroristen bietet dem degradierten Beschützer eine neue Bewährungsprobe. Im verschwitzten Bruce-Willis-Modus schlägt, ballert, mordet und foltert sich der Einzelkämpfer durch die Ruinen der Pennsylvania Avenue Nr. 1600.

Die Drehbuchautoren Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt halten sich nicht lange mit lästigen Schattierungen zwischen Gut und Böse auf und bedienen furchtlos die tagesaktuellen Feindbilder, um im Finale patriotische Beschwörungsformeln einfachster Bauart zu verschießen. Dass Olympus Has Fallen als schnurgerades Action-Spektakel dennoch einen gewissen Unterhaltungswert entfaltet, ist dem handwerklichen Geschick Fuquas zu verdanken, der seine Zerstörungsorgien fachgerecht in Szene setzt, was der Story allerdings auch keine originellen Aspekte abringen zu kann.

Martin Schwickert

USA 2013 R: Antoine Fuqua B: Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt K: Conrad W. Hall D: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Melissa Leo