OPERATION: KINGDOM

Ratlos in Arabien

Osama bin Laden hat auch das intelligente Action-Kino in eine schwere Krise gestürzt.

Vorbei ist die Zeit, in der Hollywood sich nach dem Nine-Eleven nur mit pietätvollem Sicherheitsabstand dem Thema "Terrorismus" näherte. Peter Bergs Operation: Kingdom springt ohne Rücksicht auf Verluste mitten hinein ins Sujet und erobert es mit brachialer Gewalt für das kommerzielle Action-Kino.
Detailliert zeigt der Film in seiner atemlosen Eingangssequenz einen Terroranschlag auf die Wohnanlage einer US-Ölfirma in Saudi-Arabien. In sorgfältig abgeschotteten Enklaven leben die amerikanischen Angestellten mitten im islamischen Feindeslandes. Über hundert Menschen kommen bei dem Selbstmordanschlag ums Leben, zweihundert weitere werden verletzt. Ein Team von FBI-Spezialisten wird eingeflogen, um den Fall aufzuklären und die Hintermänner zur Strecke zu bringen.
Die Mission ist heikel, weil sie den saudischen Prinzen gegenüber den arabischen Bruderstaaten in Misskredit bringt und die FBI-Kollegen unter der Leitung von Ronald Fleury (Jamie Foxx) selbst zur Zielscheibe der militanten Islamisten werden können. Als Babysitter wird den amerikanischen Ermittlern der saudische Offizier Faris Al Ghazi (Ashraf Barhom) zur Seite gestellt, der sich jedoch schon bald mit den versierten Terrorbekämpfern solidarisiert. Natürlich belassen es die tapferen Bundespolizisten nicht nur beim Spurenlesen, sondern nehmen eigenhändig die Verfolgung des bin-ladesken Drahtziehers auf.
Operation: Kingdom bezieht seine filmische Energie aus einem Szenario permanenter Gefährdung. Als wandelnde Zielscheiben bewegen sich die US-Gerechtigkeitskämpfer durch das arabische Feindesland - ein Bild, das amerikanische Angstfantasien angesichts des scheiternden weltpolizeilichen Engagements großzügig bedient
Operation: Kingdom beweist deutlich, dass mit der US-Außenpolitik auch das amerikanische Action-Kino in die Krise geraten ist. Einerseits feuert Peter Berg aus allen Genre-Rohren, inszeniert mit Wollust einen hinterhältigen Terroranschlag, schießt in einem blei- und sprengstoffhaltigen Finale auf alles ein, was an Dschihad-Klischees zu haben ist, und bringt schließlich sogar den obersten Gotteskrieger zur Strecke.
Trotzdem wird den Helden nach bestandener Mission statt verdienter Feierlaune resignative Nachdenklichkeit verordnet und in einer salomonischen Schlusswendung das politische Rachemotiv wieder ausgehebelt. Nicht einmal Hollywood gelingt es mehr, die politische Gegenwart in geradlinigen Heldengemälden zu erfassen. Heraus kommt in diesem Fall allerdings ein seltsames Zwitterprodukt, das mit großem Action-Getöse nur zeitgeschichtliche Ratlosigkeit verbreitet.

Martin Schwickert

The Kingdom USA 2007 R: Peter Berg B: Matthew Michael Carnahan K: Mauro Fiore D: Jamie Foxx , Chris Cooper, Jennifer Garner