»IT'S MY PARTY«

Killing me softly ...

Das schöne Sterben unter Freunden

Es ist mein Fest - und ich sterbe, wenn ich es will" singt's im Soundtrack leicht pop-angeschrägt - und sogar Leuten, die noch niemanden an AIDS verloren haben, treibt es die Tränen in die Augen. Würdevoller, kritikwürdiger und liebreizender zugleich aufgespannt zwischen Mainstream und Risikogruppe kann man kaum Abtreten als Eric (Julias talentierterer Bruder) Roberts hier.
Als seine Filmfigur erfährt, daß sie nur noch Wochen zu leben hat, und den größten Teil davon wegen eines Hirntumors als lallender Idiot dahinsiechen würde - beschließt er/sie (ohne Peinlichkeiten zwischen Macho und Effeminist changierend), einen Freitod mit Häppchen. Die Freunde kommen, die Ex-Geliebten, der überforderte Vater, die tapfere Mutter ... von so einer seltsamen Familie begraben zu werden ist rührender, als Sylvester und Bar Mizwa an einen Tag.
Alle Klischees der Eingeschlechtlichkeit werden bedient, mit tränenüberströmtem Augenzwinkern, alle Standard-Hoffnungen auf Akzeptanz durch die Anderen auch (ein Normal-Vater läßt den todgeweihten Künstler-Schwulen seinen desorientierten Sohn zu Kondomen überreden) - und wenn es gar zu sentimental wird, macht einer einen herben Scherz. Und die Leiche aus Eigensinn lacht. Ah, du hast deinen Sinn für Tumor nicht verloren, lachen alle wasseräugig mit. Und wenn man nicht dran stürbe - und allgemein auf Video vergammelte (Warner) - man möchte schier schwul werden bei einem so lebensprallen Abgang. Ich kenne Leute, die sind weniger ergreifend vergraben worden. Und ich kenne keinen anderen Film, den sogar Homophobe komisch rührend finden. Daß er zuweilen die Gefühlskunst übertreibt, damit müssen wir Überlebenden eben leben.

WING