»PROJEKT: PEACEMAKER«

Atemlos durch Europa

Clooney & Kidman gegen böse Terroristen

Die bösen Russen im Hollywood-Kino sind nicht tot zu kriegen. Zwar haben seit dem Ende des kalten Krieges finster drein blickende KGB-Agenten als Bösewichte ausgedient, an deren Stelle muß nun allerdings die weltweit gefürchtete Russenmafia als Feindbild-Lieferant herhalten. Die ist es auch, die zu Beginn von Mimi Leders Peacemaker im Verein mit serbischen Terroristen einen ganzen Zug mit Nuklearsprengköpfen auf brutalste Weise entführt. Dabei werden Teile der Beute zur Detonation gebracht, was gleich für zünftigen Krawall auf der Leinwand sorgt. Man wird zwar fast zwanzig Minuten lang im Dunkeln gelassen, wer hier wen warum in tiefster russischer Nacht erschießt - aber die Pyrotechnik hilft ja über so manche Drehbuchschwäche hinweg.
Als der kriminelle atomare Zwischenfall auf den Bildschirmen des amerikanischen Verteidigungsministeriums erscheint, wird die Nuklear-Wissenschaftlerin Julia Kelly (Nicole Kidman) mit der Aufklärung des Falles betraut. Der hochspezialisierten technokratischen Karrierefrau wird für die praktischen Arbeiten des Spionagehandwerks der schmucke U.S.Army Colonel Tom Devoe (George Clooney) zugeordnet - und los gehts ins feindliche Europa auf der Jagd nach den unberechenbaren Terroristen. Hier eine Verfolgungsjagd mit deutschen Luxuslimousinen im schönen Wien (ein Daimler gegen fünf BMWs), dort ein Hubschraubereinsatz hinter der russischen Grenze, dazwischen ein paar Bilder aus dem zerstörten Sarajewo, das in den Universal-Studios mit viel Sinn für folkloristische Trümmerromantik nachgebildet wurde. Peacemaker erzählt das alte amerikanische Horrormärchen, daß das Hollywoodkino seit dem Angriff auf Pearl-Habour nicht mehr los läßt: die Bedrohung der friedliebenden USA durch kriegerische Auseinandersetzung im chaotischen Europa. Zum Finale kehrt man wieder nach New York zurück, denn der Serbe mit der Bombe im Rucksack hat es auf die UNO-Vollversammlung abgesehen und die Millionenmetropole wird in den atomaren Ausnahmezustand versetzt.
Regisseurin Mimi Leder, eine der Macherinnen der Erfolgsserie "Emergency Room", liefert mit ihrem Kinodebüt erschreckend durchschnittliche Handelsware ab. Auch wenn Projekt: Peacemaker sehr aufgeregt von einem illustren Schauplatz zum nächsten hechelt, auf der Tonspur zu den militärischen Einsätzen lautstarke Hymnen erklingen, will die rechte Spannung einfach nicht aufkommen. Nicole Kidman und George Clooney fehlt es als Action-Couple deutlich an Glaubwürdigkeit. Wenn Nicole Kidman einmal nicht mit spitzen Fingern auf das Notebook einhackt, tippelt sie im Designer-Hosenanzug den Sondereinsatzkommandos hinterher, und Clooney sieht selbst im Kampfanzug immer noch wie ein verkleideter Kinderarzt aus.

Martin Schwickert