EIN PERFEKTER PLATZ

Überall Abschied

Idyllisches aus dem Pariser Künstlerleben

Danièle Thompson schreibt seit 40 Jahren Drehbücher, erst 1999 drehte sie ihren ersten Film, Ein perfekter Platz ist ihr dritter. Auf eng begrenztem Raum, rund um ein Café im Theaterviertel in Paris, kreuzen sich Schicksale, überschneiden sich Leben, spiegeln sich Haltungen zur Kunst und zur Welt ineinander, meist in schnelle Dialogen. Trotzdem ist Zeit für ein paar beeindruckende Pausen, in denen die quirlige Cécile de France (L'auberge espagnol) sich einfach mal umschaut.
Als Jessica kellnert sie im einzigen preiswerten Café des Nobelviertels. Hier trinken die Stars vom Theater nebenan ihren Pastis, hier treffen sich Kunsthändler, Solo-Pianisten, Film-Regisseure auf ein Baguette, hier glaubt man wirklich, Schein und Sein kämen zusammen, Hochkultur und Boulevard, Boheme und Broterwerb. Das ist rührend.
Und dann merkt man: Überall ist Abschied. Der Pianist will nicht mehr im Frack und im Konzertbetrieb eingesperrt sein, der Kunsthändler will alles verkaufen, die Rampensau will zum Film und die Garderobiere geht in Rente. Das ist komisch. Alle haben Schwierigkeiten mit dem Leben und der Kunst, von Krebs bis Selbstzweifel, von hysterischer Attitüde bis kein Geld für den Bus. Danièle Thompson komponiert daraus mit leichter Hand eine Soap-Oper für den gehobenen Geschmack, die im Frühjahr in Frankreich der Hit der Saison war.
Dass viel ur-französische Kunst vorkommt, hat sicher geholfen. Mehrfach etwa schwebt die Garderobiere mit Kopfhörern und IPod durch leere Gänge und schwelgt in Chansons von Aznavour und Becault. Vor allem aber flattert Cécile de France als Jessica hinreissend naiv und neugierig zwischen den Handlungssträngen herum. Hier hat sie einen guten Rat, dort eine tröstende Schulter, und am Ende auch selbst ein bisschen Glück. Anfangs hatte sie nicht mal ein Zimmer, jetzt sitzt sie auf einem wunderbaren Platz im Café. Der Chef serviert einen Eisbecher, die Nacht pustet die Kerzen aus. Aber das ist eine andere Geschichte.

WING

F 2005 R+B: Danièle Thompson K: Jean-Marc Fabre D: Cécile de France, Valerie Lemercier, Claude Brasseur, Sydney Pollack, Christopher Thompson, Dani. 105 Min.