»DER PFERDEFLÜSTERER«

Ruhig grasen lassen

Robert Redford verfilmt einen Bestseller

Nachdem die junge Grace mit ihrem treuen Hengst verunglückt und dabei ein Bein verliert, macht ihr das Leben keinen Spaß mehr. Da die Ärzte keinen Rat wissen, wendet die Mutter sich an den "Pferdeflüsterer" Tom Booker (Robert Redford), der eine Ranch in Montana leitet und einfach ein Pfundskerl ist. Jetzt entwickelt sich die typische, langsame Annährung der resoluten Großstädterin an den relaxten Cowboy.
Wäre Robert Redford nicht Robert Redford, hätte er diesen Film nie produziert bekommen, denn er leistet sich etwas, was selten geworden ist: Zeit. Das heißt, daß er nicht Action vorführt, sondern minutenlang ein grasendes Pferd beobachten läßt. Das tut gut, zur Abwechslung Landschaften zu sehen, die nicht im nächsten Moment von einer Riesenechse plattgedrückt werden.
Mit dem "Pferdeflüsterer" nimmt Multitalent Redford, Begründer des wichtigsten Independentfestivals in den USA und einer Stiftung zum Erhalt der Umwelt, zum ersten Male beide Positionen ein, die des Schauspielers und die des Regisseurs. In einer Nebenrolle brilliert vor allem die herzensliebe Dianne Wiest, und für die ruhige, aber doch immer impulsive Kameraführung ist einer der innovativsten Kameramänner verantwortlich: Robert Richardson ( U-Turn , Casino ).
So zelebriert Redford genüßlich das, was unsere Vorfahren das gute alte klassische Kino nennen, ich laße es mir gerne gefallen und entschwinde für zwei glückliche Stunden auf dem Rücken eines Pferdes.

Nikolaj Nikitin