Philomena

Die Heilige & der Clown

Stephen Frears verbindet Witz und Wehmut

In der Kirchenlegende tritt die heilige Philomena als Beschützerin der Kleinkinder und Schwangeren auf, im Film überlässt Philomena Lee erstmal dem miesepetrigen Martin Sixsmith den Vortritt. Der hat gerade seine Karriere als Spin-Doctor mit einer frechen Bemerkung ruiniert und gefällt sich nun in seiner Rolle als zynischer Fachmann für alles, was keinen interessiert. Russische Geschichte etwa. Auf gar keinen Fall aber will er etwas mit sentimentalen Stories zu tun haben, die kleinen Leuten passieren, die bunte Zeitungen lesen. Der Mann muss offenbar gerettet werden.

Warum nicht von der streng katholischen irischen Lady Philomena Lee? Die alte Dame fiel als junges Mädchen erst auf einen Verführer herein und dann unter die Nonnen. Die trennten Mutter und Kind, ließen das Mädchen hart arbeiten und gaben den Sohn zur Adoption frei. Noch 50 Jahre später trauert Philomena, und betet ungebrochen in ihrem Verhältnis zum lieben Gott.

Das findet Martin Sixsmith kopfschüttelnd interessant, und als eine Verlegerin ihm signalisiert, eine Story über böse Nonnen könne ein Renner werden, beißt er an. Und Stephen Frears lässt los. Zwar folgt sein Film der Recherche-Reise der beiden, erst in das irische Kloster, später nach Washington, zwar decken sie dabei üble Geschichten auf, etwa dass die Nonnen mit ihren Adoptionen schwunghaften Handel trieben, aber im Grunde geht es um die Annäherung von Philomena und Martin.

Die anfangs verschlossene, steife Lady entwickelt hinreißende Jungmädchen-Allüren und beschädigt ihren Charakter auch nicht, als sie lieber Big Mamas House im Kabel-TV gucken als das Lincoln Memorial besuchen will. Der hochnäsige Intellektuelle dagegen tritt immer vorsichtiger auf, bleibt skeptisch, lächelt aber mehr, als sich lustig zu machen. In dieser Begegnung von Judi Dench mit Steve Coogan liegt der eigentlich Reiz von Philomena.

Wing

E 2013. R: Stephen Frears B: Steve Coogan, Jeff Pope K: Robbie Ryan D: Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark. 98 Min.