PIRANHA 3D

Kleine Haie

Ein kurzer Fischfiletierfilm mit Tiefenwirkung

Für solche Sachen ist der dreidimensionale Film erfunden worden: Unbekleidete Geschlechtsteile mitten ins Publikum hängen und jeden Sinn durch Reize ersetzen, einerseits. Andererseits aber auch, um durch klugen Bildaufbau das ständige Herausragen von Armen, Angeln, Anlegestegen und allem was sich lang machen lässt, geradezu geschickt in eine Handlung einzubinden, die aus purer Oberfläche besteht. Alexandre Aja hat mit Piranha 3D, an dem er schon lange vor Camerons Avatar arbeitete, einen der besten stereoskopischen Filme der neuen Welle gedreht. Gut ist er trotzdem nicht.

Er beginnt mit einer tiefen Verbeugung vor dem "Weißen Hai" in Form von Richard Dreyfuss. Der fällt aus seinem Boot und einem Rudel urzeitlicher Piranhas zum Opfer. Dann schwelgt der Film ausführlich in uramerikanischer Spring Break-Atmosphäre. Viele junge Leute trinken viel Alkohol und tragen wenig Kleider, alle juchzen im Wasser herum, und der Dorf-Sheriff (Elisabeth Shue) hat große Mühe, ihren Teenager-Sohn und seine kleineren Geschwister aus dem Sündenpfuhl herauszuhalten.

Da wird nichts draus, weil Jerry O'Connell als schmieriger Sexfilm-Produzent mit zwei professionellen Models anreist, den Sohn als Location-Scout engagiert und ein stilvolles Unterwasser-Nackt-Ballett inszeniert, das noch auf vielen Jungs-Partys als Clip laufen wird. Das Publikum rast, die Fleischbeschau ist auf dem Höhepunkt, die Filetierung kann beginnen.

Die fiesen Fische fallen über die Badegäste her, die Busen gehen bündelweise in Blut unter, Alexandre Aja schreddert von Braindead bis Deep Blue Sea alles, was man an Zerstückelungs-Kino so kennt, und treibt Scherze mit dem Penis des Pornographen. Sehr lustig, im Rahmen von Gore und Grand Guignol.

Schließlich muss noch eine Rettung in letzter Sekunde her. Die Babes müssen weg, die Kids müssen in Sicherheit, und Mutter Sheriff muss noch lernen, dass ihr Sohn kein schlechter Mensch sondern ein Held ist. Alles kommt, wie es der Drehbuchbaukasten vorsieht. Sogar der verrückte Wissenschaftler ist da, Christopher Lloyd, als Wiedergänger seines Doc Brown aus Zurück in die Zukunft. Und ein Schock in allerletzter Sekunde.

Trotzdem floppte Piranha 3D in Amerika. War er trotz seiner knackigen 85 Minuten noch zu lang? Fehlten zwischen den Oha-Stellen dann doch die Inhalte? Kriegt das Mutterland des Wet-T-Shirt-Contests plötzlich Geschmack? Und was wird Alexandre Aja nach The Hills have Eyes und Mirrors und Piranha als nächstes remaken? Die Bibel?

Wing

USA 2010 R: Alexandre Aja B: Pete Goldfinger, Josh Stolberg K: John R. Leonetti D: Elisabeth Shue, Ving Rhames, Jerry O'Connell, Steven R. McQueen