PLANET DER AFFEN

Banana Bang

Der Planet der Affen ist nicht der Planet der Affen

Das Ende wird anders, das war von vornherein beschlossene Sache. Tim Burton, der dunkle Wilde, wollte ein Remake des End-Sechziger Zivilisationskritik-Raumschiffs machen (Astronaut strandet unter Wilden, aber die sind Menschen - und die Affen führen sich wie Kolonialisten auf), nur ohne den bösen Schluß, der den Affenplaneten als die Erde in der Zukunft enttarnte. Wenn aber Burton nicht böse sein darf, wird er leicht blutleer. Ausserdem sind die Geschichte hinter der Geschichte und ihre Moral seit 30 Jahren ausgeplaudert und kaputt erzählt. Ein guter Roman, fünf ziemlich schnell schlechter werdende Filme und sogar ein TV-Serien-Versuch reduzierten die Wucht der direkten Metapher ("Solyent Grün ist Menschenfleisch" - äh - anderer Film, gleicher Schauspieler, ähnliche Absicht) auf Kalenderspruch-Niveau: Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem mit anderer Körperbehaarung zu.

Glücklicherweise hängt Burtons Herz aber im Grunde mehr am Dekor als an der Dekonstruktion, und dass reisst hier alles raus. Kleine samenkapselige Forschungsraumschiffe, abwechselnd bemannt und beafft - grosse, bucklige Herzen mit Nieten als Kaminaufsetzer bei Kampfschimpansens zu Hause - und vor allem absolut überzeugende Affenkostüme, hinter denen Frau Bonham-Carter mit einem Nasekräuseln hinreissend wirken kann. Und Herr Roth mit vollem Körpereinsatz einen Schmieren-Schurken geben, den man im echten Leben sofort wegen Overacting erschossen hätte.

Auf dieser Oberfläche funktioniert der Spaß auch mal mit neuem Hintergrund: wenn die Abendgesellschaft beim liberalen Senator die Menschenschutzgesetze diskutiert, merkt man sehr wohl, dass Burton Bush meint, wenn er den Oberaffen rummaulen lässt. Oder noch hübscher: wenn dessen Vater (kaum erkennbar Charlton Heston, der tragische Held des Originals und einer der prominentesten Waffen-Narren der Welt) eine uralte menschliche Reliquie an seinen Schlägersohn übergibt: eine automatische Pistole.

Die kommt dann aber nicht mehr vor; wie überhaupt in Buch und Story manche Ecken und Lücken bleiben. Gucken wir lieber nicht so genau hin. Lacher enthält das Remake jedenfalls weit mehr als das Vorbild.

"Jetzt haltet mal die Klappe ..." blafft Astronaut Mark Wahlberg seine kleine Flucht-Crew aus Affen und Menschen an, als die Moral diskutieren statt den Handlungs-Vorsprung ausbauen wollen, " ... und das gilt für alle Spezies".

Der Schluss ist auch da schon absehbar, aber gut genug erfunden, um einen mittelgrossen Film rund zu machen. Jeder andere wäre nun froh gewesen, den Affen nach Hause geschaukelt zu haben, mit Jesus-Anklängen und Western-Zitaten, mit Tränen und Blut und Kitsch und Clownerie. Tim Burton musste aber auf seinen Planeten anderthalbe setzen: noch einen Schluss, noch einen Planeten - die Erde. Zu der findet Mark Wahlberg irgendwe zurück, landet auf den Stufen des Lincoln Memorial, schaut zu der Staats-Vater-Statue auf und sieht ... ach, seht selbst.

WING

Planet of the Apes) USA 2001 R: Tim Burton B: William Broyles Jr., Lawrence Konner, Mark Rosenthal nach dem Roman von Pierre Boulles, D: Mark Wahlberg, Tim Roth, Helena Bonham Carter, Charlton Heston