EIN EINFACHER PLAN

Geld im Schnee

Die Sparversion von "Fargo"

Verbrechen zahlt sich nicht aus und Geld verdirbt den Charakter - zwei moralische Zentralweisheiten, um die der Großteil aller Crime-Stories kreisen.
Hank lebt sein zufriedenes, bescheidenes Leben in der Provinz: nette Nachbarn, sicherer Job, eigenes Heim, reizende Gattin, deren kugelrunder Bauch schon bald Nachwuchs verspricht. So könnte es bleiben und so wäre es immer geblieben, wenn sein Bruder Jacob während des kleinen Silvesterausfluges den Schneeball in eine andere Richtung geschleudert hätte. Aber Jacob zielte auf eine Beule in der Schneedecke, und darunter kommt nun scheppernd ein abgestürztes Sportflugzeug zum Vorschein. Darin: eine paar unheilverspechende Raben, eine angefaulte Leiche und ein Koffer mit vier Millionen Dollar. Für die drei Männer im Schnee könnte das der Anfang vom großen Glück sein, aber weder der ehrliche Getreidehändler Hank (Bill Paxton) noch sein geistig minderbemittelter Bruder Jacob (Billiy Bob Thornton), geschweige denn ihr verwahrloster Alkoholiker-Kumpel Lou (Brent Briscoe) sind clever genug, mit dem illegalen Reichtum umzugehen. "Das ist der amerikanische Traum" lallt Lou begeistert, "Den findet man nicht, den erarbeitet man sich..." kontert Hank mit einem letzten Aufflackern moralischen Zweifels. Man beschließt zunächst, das Geld zu verstecken.
Es kommt anders, wie man sich denken kann. Die Gier wächst. Das Mißtrauen gedeiht. Intrigen werden gesponnen. Dabei zieht Hanks Ehefrau Sarah (Bridget Fonda) im Hintergrund die Fäden.
Schon am Tag nach dem spektakulären Fund sind Hank und Jacob im Affekt zu Mördern geworden. Es ist das alte Lied vom Verlust der Unschuld, das Regisseur Sam Raimi hier anstimmt. Was passiert, wenn moralische Menschen Unmoralisches tun, wenn brave Bürger, zu kriminellen Mittel greifen, wenn Dumme einen echt cleveren Plan aushecken wollen - das weiß man aus Filmen wie Fargo . Unverkennbar knüpft "Ein einfacher Plan" mit seiner winterlichen Schneekulisse an dieses Vorbild an, ohne auch nur im entferntesten dessen Klasse zu erreichen.
Zwar inszeniert Sam Riami seinen Provinz-Thriller in durchaus lässigem Erzählrhythmus, vermeidet aber jegliche Ironisierung und verschenkt damit das eigentliche Potential der Story.

Martin Schwickert