PLAYA DEL FUTURO

Kneipenschwindel
Nach »Zugvögel« verlegt Peter Lichtefeld den gleichen Film nach Spanien

Vor sieben Jahren reiste Joachim Król in Peter Lichtefelds Zugvögel mit der Bahn aus dem Ruhrgebiet ins finnische Inari, und mit jedem Zugkilometer kamen der Protagonist, der Film und sein Publikum ein Stück näher zu sich selbst. Seitdem ist es still geworden um Peter Lichtefeld.
Wer nun denkt, dass ein Regisseur, der sein Publikum so lange warten lässt, einen besonders begnadeten Geniestreich vorbereitet, wird von Lichtefelds neues Werk Playa Del Futuro bitter enttäuscht. Immerhin ein paar Grundelemente von Zugvögel findet man auch in diesem Film: Eine Kneipe mit finnischer Kellnerin. Eine Reise von NRW in die weite Welt. Einen Bahnhof in leer geräumter Landschaft, und Peter Lohmeyer, der in Zugvögel eine Nebenrolle hatte und nun zum Hauptdarsteller befördert wurde.
Lohmeyer spielt den Koch Jan, dessen Gourmetkünste in einer abgewrackten Eckkneipe in Köln-Mühlheim nur unvollständig zur Geltung kommen. Als sein Chef und Jugendfreund Rudi (Hilmi Sözer) den Laden aufgibt und nach Spanien zieht, bauen Jan und seine Freundin Kati (Outi Mäenpää) die Kneipe zu einem schnieken Restaurant um. Der erste Gast kommt vom Finanzamt und schließt das Etablissement, weil Rudi einige Jahre mit seiner Steuerschuld im Rückstand ist. Jan macht sich auf nach Andalusien, um seinen Freund zur Rechenschaft zu ziehen und strandet in einem kleinen Dorfbahnhof Playa Del Futuro. Auch hier gibt es eine Kneipe, die von den Gästen des Umsteigebahnhofs lebt und gerade an die deutsche Aussteigerin Angie (Nina Petri) verkauft werden soll. Und auch hier liegt Betrug in der Luft.
Die andalusische Provinz ist genauso von kauzigen und lebensweisen Typen bevölkert, wie das finnische Inari. Nur dass Lichtefeld sein Bündel an Haupt- und Nebenfiguren und parallel geführten Handlungssträngen nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenführen kann. Immer wieder schwenkt der Film in die rheinische Heimat, wo Kati und ihre Eltern auf die Rückkehr des zukünftigen Schwiegersohnes warten und die Fördergelder der Filmstiftung NRW ausgegeben sein wollen. Aber auch in Spanien, wo die Kamera zu wunderbar spröden Landschaftspanoramen ausholt, wissen die Figuren nicht so recht, was sie in diesem Film eigentlich sollen. Lohmeyer ringt hier, wie schon in Das Wunder von Bern, vergeblich mit den Grenzen seiner limitierten schauspielerischen Bandbreite. Unentschlossen pendelt Playa Del Futuro zwischen dem angestrengten Willen zur Melancholie und seiner windigen Plotkonstruktion hin und her. In Zugvögel war der Weg das Ziel. Hier gibt es weder Weg noch Ziel, sondern nur hübsch bebildertes Unvermögen.

Martin Schwickert
D 2005 R: Peter Lichtefeld B: Peter Lichtefeld, Dirk Drebelow K: Stefan Wachner D: Peter Lohmeyer, Nina Petri, Hilmi Sözer