HOCHZEITSPOLKA

Abgewickelt

Eine Komödie über Deutsche und Polen, der leider nichts Neues einfällt

In Hollywood ist der Traualtar eine Standard-Lokation der romantischen Komödie, während im deutschen Kino das Hochzeitslustspiel ein eher unterentwickeltes Genre bleibt. Dem will Lars Jessen abhelfen und reist dafür weit nach Osten, bis hinter die polnische Grenze.

Dort hat sich Frieder (Christian Ulmen) als Geschäftsführer eines deutschen Unternehmens niedergelassen. Früher, in seiner wilden Jugend, war er Frontman einer Rockband namens "Heide Hurricans", die mit wenigen Akkorden und lautstarkem Gesang durch die norddeutsche Provinz wirbelte.

Heute hat er ein fast fertig gestelltes, prachtvolles Eigenheim und ist kurz davor, die schöne Polin Gosia (Katarzyna Maziag) zu ehelichen. Als der Pastor die junge Frau fragt, was sie an ihrem zukünftigen Mann liebe, weiß sie keine Antwort, und auch Frieder kann nur die unübersehbaren äußeren Vorzüge seiner Verlobten aufzählen.

Das Aufgebot ist bestellt, das Hochzeitskleid gekauft und die Feier bis ins Detail vorbereitet, als zwei Ereignisse Frieders Hochzeitspläne durchkreuzen. Zum einen erfährt er, dass sein Standort in Polen abgewickelt und in die noch billigere Ukraine verlegt werden soll. Zum anderen schauen zum Polterabend die früheren Bandkollegen von "Heide Hurricane" uneingeladen vorbei, um Frieders neues Spießerglück zu begutachten. Der Vorhang geht auf für eine deutsch-polnische Culture-Clash-Komödie, die trotz guter Ausgangsvoraussetzungen nie richtig in die Gänge kommt.

Das historisch belastete Verhältnis zwischen Deutschen und Polen und die ausgeprägten Vorurteilsstrukturen gegenüber dem östlichen EG-Anrainer sind geradezu prädestiniert für eine interkulturelle Satire. Aber Jessen segelt mit Hochzeitspolka nur auf der Oberfläche der kulturellen Differenz, hebelt hier und da an ein paar Voreingenommenheiten herum, ohne sich wirklich auf vermintes Gelände zu wagen. Stattdessen wird die auseinanderdriftende Freundschaft der Rocker-Clique ins Zentrum gestellt, die sich unter Zuhilfenahme von großen Alkoholmengen im Gastland reichlich daneben benimmt und den Bräutigam als Verräter ihres wilden Lebensstils brandmarkt.

Ins burleske Treiben versucht Jessen immer wieder melancholische Nachdenklichkeit einzustreuen, aber die verschiedenen Stimmungselemente stehen sich hier ratlos gegenüber und wissen nichts miteinander anzufangen.

Martin Schwickert

D 2010 R: Lars Jessen B: Ingo Haeb K: Marcus Kanter, Michael Tötter D: Christian Ulmen, Katarzyna Maciag, Fabian Hinrichs