Mademoiselle Populaire

Tippsenglück

Eine Nostalgiekomödie über die Bürokultur der 50er Jahre

In den fünfziger Jahren war der Beruf der Sekretärin für viele Frauen das höchste Karriereglück. Der Arbeitsmarkt, auf dem sich die Männer die lukrativen Jobs untereinander aufteilten, bot für Frauen nur wenige Alternativen, und eine schmucke Sekretärin war damals für jeden noch so kleinen Betrieb ein Statussymbol. Die Waffe, mit der sich die Vorzimmerdamen unentbehrlich machten, war die Schreibmaschine, auf der sie fehlerfrei und in rasender Geschwindigkeit tippen konnten. "Copy", "Paste", "Delete" - all die Annehmlichkeiten des Computers bei der korrigierbaren Texterfassung waren noch nicht erfunden und die Chefs waren auf eine solide Tipphandwerkerin angewiesen.

Die französische Komödie Mademoiselle Populaire schickt sich nun an, dem Berufsstand ein filmisches Denkmal zu setzen und erzählt die Geschichte der jungen Rose (Déborah François), die 1958 den Krämerladen ihres Vaters in der Normandie verlässt, um in Paris ihr Glück als Sekretärin zu versuchen.

Das Mädchen aus der Provinz hat zwar von Büroarbeit keine Ahnung, tippt aber dafür wie der Teufel. Der von sich selbst recht eingenommene Kleinunternehmer Louis Echard (Romain Duris) erkennt Roses Qualitäten und meldet sie zu einem Schnellschreibwettbewerb an. Mit einem rigiden Trainingsprogramm treibt er seine Sekretärin zu Meisterschaften auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene an. Derweil keimen auch die amourösen Gefühle zwischen dem Fräulein und dem ewigen Junggesellen zaghaft auf, aber der sportliche Ehrgeiz und die männliche Eitelkeit des Trainers sowie eine Handvoll überschaubarer Missverständnisse stellen sich dem Liebesglück immer wieder in den Weg.

Mit viel Liebe zum pastellfarbenen Detail schwelgt Regisseur Régis Roinsard im Dekor der fünfziger Jahre, auf die der Film mit ironisch-nostalgischer Verklärung zurückblickt. Schwungvoll lässt Madame Populaire die Typenhebel rattern, den Papierwagen klingelnd zurücksausen und widmet der Schreibmaschine als Relikt einer längst vergangenen Ära eine liebevolle Hommage. Unverkennbar orientiert sich Roinsard auch an den filmischen Vorlagen der Fünfziger. Vor allem die Doris-Day-Filme standen Pate für diese züchtige und vollkommen entsexualisierte Liebeskomödie.

Was Mademoiselle Populaire jedoch im Gegensatz zu den filmhistorischen Vorlagen fehlt, sind die fein geschliffenen Dialoge, die die amerikanischen Screwball-Comedies jener Jahre auszeichneten. Zu sehr verlässt sich Roinsard auf das dekorative Zeitkolorit, während seine Liebesgeschichte im Ungefähren verebbt.

Martin Schwickert

Populaire. F 2012 R&B: Régis Roinsard K: Guillaume Schiffman D : Déborah François, Romain Duris, Bérénice Bejo