Portugal Mon Amour

Alte Heimat

Eine versöhnliche Komödie über Migranten in Paris

Vor mehr als zwanzig Jahren sind die Ribeiros aus Portugal nach Paris gekommen und haben sich scheinbar im Exil gut integriert. José hat sich als versierter Polier in einer Baufirma unentbehrlich gemacht und Maria arbeitet als Concierge in einem großbürgerlichen Haus im 16.Arrondissement, wo die Familie in einer kleinen Erdgeschosswohnung lebt.

José und Maria haben ihr Leben lang in Frankreich hart gearbeitet. Überstunden gehören zum Alltag und die stetige Verfügbarkeit des Hausmeisterehepaares ist für die Hausbewohner eine Selbstverständlichkeit. Aber dann erbt José das Weingut seines Bruders in Portugal und es scheint, als würde mit einem Schlag der Lebenstraum vom eigenen Haus in der alten Heimat wahr.

Dennoch will sich die große Freude nicht einstellen. Die fast erwachsenen Kinder sind in Paris aufgewachsen und möchten Frankreich nicht verlassen. Die Schwester will ein Restaurant aufmachen und zählt auf Marias Kochkünste. Die Ribeiros versuchen die Erbschaft zunächst geheim zu halten, aber hinter ihrem Rücken hat die Nachricht längst die Runde gemacht. Allen wird auf einmal bewusst, was sie an den fleißigen, hilfsbereiten und chronisch unterbezahlten Ribeiros haben.

Plötzlich bietet der Chef eine Gehaltserhöhung an und lädt José mit zum Geschäftsessen ein. Maria wird von der Hausgemeinschaft umgarnt, bekommt die lang ersehnte Erweiterung der Loge und sogar einen Fensterputzer zur Seite gestellt. Und auch Freunde und Verwandte tun alles, um den beiden den Abschied so schwer wie möglich zu gestalten.

In Frankreich sind die Portugiesen eine der größten Einwandernationen. Die Immigranten aus Südwesteuropa gelten seit jeher als verlässliche Arbeiter und Dienstleister. Regisseur Ruben Alves ist selbst im portugiesischen Einwanderermilieu aufgewachsen, und diese biografische Verbundenheit mit dem Sujet merkt man seiner Multikulti-Komödie an. Alves spielt mit den Klischees, ohne sie aushebeln zu wollen, und reichert sie durch kenntnisreiche Details an.

Dass die Einwanderer für die gutbürgerlichen Franzosen in erster Linie Billiglohnkräfte sind, die besser auszubeuten sind als die einheimischen, gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer, zeigt der Film deutlich, ohne daraus eine klassenkämpferische Pose entwickeln zu wollen. Der komödiantische Dreh besteht darin, dass mit der potenziellen Heimkehr der Immigranten das Abhängigkeitsverhältnis umgedreht wird und die dienstleistungsverwöhnten Franzosen nicht wissen, was sie ohne ihre willigen Hilfskräfte zurecht kommen sollen.

Die darfaus relustierenden Turbulenzen sind durchaus überschaubar, und die Pointen verlieren oftmals ihren Biss im warmen Bad der Versöhnlichkeit. Das Kapital des Filmes sind die beiden Hauptdarsteller Rita Blanco und Joaquim de Alameida, in deren Gesichtern man das gelebte Leben, harte Arbeit, den täglichen Zwiespalt zwischen Gehorsam und Würde und die tragischen Elemente des Exilantendaseins zu erkennen glaubt, die der Film anreißt, aber nicht vertieft.

Martin Schwickert

La cage dorée F 2013 R : Ruben Alves B : Ruben Alves, Jean-André Yerlès, Hugo Gélin K : André Szankowski D: Rita Blanco, Joaquim de Almeida, Roland Giraud