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»DER VERRÜCKTE PROFESSOR«

Klumpig

Ein Diät-Film ohne Biß

Eddie Murphys Komödien leben vom Tempo. Dicht und schnell folgen die Pointen aufeinander, und am besten hat man schon gelacht, bevor man darüber nachdenken konnte, ob der Witz es nun wirklich wert war. In Der verrückte Professor verläßt Murphy diese Strategie und scheitert prompt.
Dabei konnte eigentlich gar nichts schiefgehen. Jerry Lewis' gleichnamiger Fun-Klassiker diente als Vorlage, und über diese genial-komische Version des Jekyll & Hyde-Themas haben sich schon etliche Generationen sonntagnachmittags im Fernsehsessel scheckig gelacht. Die etwas zusammenhanglose Art, mit der Regisseur Tom Shadyak in seinem Remake Komik, Zuckerwatten-Romantik und humanitäre Botschaft miteinander zu kombinieren versucht, trägt allerdings wenig zur Stärkung der Zwerchfellmuskulatur bei.
Sherman Klump (Eddie Murphy) arbeitet in einem Universitätslaboratorium an der Erfindung einer neuen Schlankheitsformel, die endlich Diätquälereien und Aerobic-Terror ein Ende bereiten soll. Der Chemie-Professor forscht auf der Grundlage eines direkten Betroffenheitsansatzes: Klump (Nomen est Omen) ist unglaublich dick und außerdem frisch verliebt. Die gar so wunderhübsche, ranke, schlanke Universitätskollegin Carla (Jada Pinkett in dieser undankbar dämlichen Rolle) läßt sich zwar gerne auf ein Rendezvous mit dem gutmütigen Kerl ein, aber an mehr als ein freundschaftliches Verhältnis zu dem überproportionierten Professor ist nicht zu denken. Um der schönen Carla zu imponieren, macht sich der verzweifelte Wissenschaftler selbst zum Versuchskaninchen. Ein Schluck von der leuchtend blauen Flüssigkeit - und Klump verwandelt sich computeranimiert und begleitet von herrlichen Schlürfgeräuschen in "Buddy Love" den Eddie Murphy, wie man ihn kennt. Das gutgelaunte zweite Ich des Professors ist natürlich ein fürchterlicher Hallodri, der die Szenerie kräftig durcheinanderwirft, bis plötzlich auftauchende Fettgeschwülste die unliebsame Rückverwandlung ankündigen.
Es ist schon beachtlich, was der Make Up-Spezialist Rick Baker hier zustande bringt. Mit Hilfe von Schaumgummi und Latex wird der doch eher schmächtige Eddie Murphy auf das Mehrfache seines Körpervolumens aufgeblasen, und wenn Professor Klump das erste Mal die Szene betritt, muß man schon genau hinschauen, um Eddie Murphy zwischen den künstlich angelegten Fettpolstern zu erkennen. Damit nicht genug: Während des Dinners bei Familie Klump entdeckt man hinter den Masken von Mama, Papa, Bruder und Oma immer wieder allgegenwärtig und sorgfältig verfremdet das gleiche bekannte Gesicht. Dumm nur, daß sich Regisseur Tom Shadyak auf dieser einen Idee ausruht und sonst nur mäßig Komisches anzubieten hat. Zwar nimmt Der verrückte Professor den US-Fitness- und Schlankheitskult variationsreich aufs Korn, aber irgendwie fehlt es der ganzen Angelegenheit dann doch an Biß. Die endlose Reihe mehr oder minder derber Witze über vollschlanke Zeitgenossen wirkt schnell ermüdend. Die ausgedehnten Furzorgien während des Familiendinners produzieren allenfalls reflexartige Lacher. Das rettende komödiantische Tempo, wie man es aus früheren Murphy-Filmen kennt, versackt in der Rührseligkeit der Liebesgeschichte und der banal-menschelnden Anliegen.

Martin Schwickert
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