PUBLIC ENEMY NO. 1 - MORDINSTINKT

Ein einfacher Mörder

Für die Biographie des echten Gangsters Jacques Mesrine braucht es zwei Filme. Das hier ist der erste.

Zwei Jahrzehnte hielt Jacques Mesrine die Justiz in Frankreich und Kanada in Atem. Bis er am 2. November 1979 von einem Stoßtrupp der Pariser Polizei auf offener Straße förmlich hingerichtet wurde. In dem zweiteiligen Actionepos Public Enemy No. 1 erzählt Regisseur Jean-Francois Richet die Lebensgeschichte des Mörders, Bankräubers und Ausbrecherkönigs.

Der erste Teil Mordinstinkt befasst sich dabei mit seinen Anfängen. Im Jahr 1959 kehrt Jacques Mesrine (Vincent Cassel) als desillusionierter Soldat aus dem Algerienkrieg zurück. Erst der rechtsextremen Gangsterboss Guido (Gérard Depardieu) reißt ihn aus seiner Lethargie. Für den "Paten" geht Mesrine mehrere Jahre auf Beutezug. Die Polizei sowie finstere Rivalen rücken ihm immer dichter auf die Fersen. Mesrine bleibt nur noch die Flucht nach Kanada.

Auch dort wird er von der Unterwelt magisch angezogen. Nach der Entführung eines Millionärs landet er schließlich unter verschärften Bedingungen im Gefängnis. Doch Mesrine hält es nicht lange hinter Gittern. In einer spektakulären Aktion bricht er am helllichten Tag aus dem Hochsicherheitstrakt aus. Mordinstinkt endet wenige Wochen nach dem sensationellen Ausbruch ein wenig abrupt. Mesrines weitere Lebensgeschichte, seine Rückkehr nach Frankreich, seine kontroverse Rolle in den Medien sowie sein dramatischer Tod sind Kapitel für den Anschlussfilm.

Richet lässt sich somit Zeit, die Biografie des Schwerverbrechers auf der Leinwand auszubreiten. Trotzdem steckt in der Geschichte gehöriges Tempo. Stakkatoartig werden die Stationen des 40-fachen Mörders abgehakt. Wegbegleiter wie der von Gérard Depardieu gespielte Gangsterboss kommen und gehen nach Belieben. Die einzige feste Größe ist Mesrine, den Vincent Cassel ( Die purpurnen Flüsse ) mit stoischer Emotionslosigkeit spielt. Vollkommen unterkühlt geht Mesrine seinem verbrecherischen Handwerk nach. Ohne äußere Regung erschießt er seine Mitmenschen. Die Kriegserlebnisse haben ihn abstumpfen lassen.

Die Handlung basiert bei alldem auch auf autobiografischen Aufzeichnungen, die Mesrine zwei Jahre vor seinem gewaltsamen Tod im Gefängnis anfertigte. Das Werk ist somit persönlich eingefärbt. Vielleicht erscheint deshalb gleich zu Beginn der eindringliche Hinweis, dass ein Film niemals die vollständige Biografie eines Menschen von allen Seiten beleuchten kann.

Dessen ungeachtet ist Richets Film ein kompromissloser Thriller über einen äußerst zwiespältigen Mann. Der zweite Teil wird im Mai in die Kinos kommen.

Oliver Zimmermann

LŽIstinct de mort F 2008 R: Jean-Francois Richet B: Abdel Raouf Dafri, Jean-Francois Richet. K: Robert Gantz. D: Vincent Cassel, Gérard Depardieu, Cécile De France, Roy Dupuis