Red Tails

Blaue Himmel

Krieg als Integrationsschmiermittel: Schwarze Piloten dürfen zeigen, was sie draufhaben

Zu Beginn erfährt man, dass das Folgende auf wahren Begebenheiten beruhe und die US-Streitkräfte noch 1925 sicher waren, dass Schwarze nicht die geistigen und körperlichen Fähigkeiten besäßen, um Kampfpiloten zu werden.

Bis 1944 ändert sich daran wenig. Zwar sind im Zuge des Tuskegee-Programms schwarze Kampfpiloten ausgebildet worden, doch die Generäle trauen ihnen nichts zu und stationieren die 332. Fighter Group mit Klapperkisten weit hinter der Front in Italien. Die Piloten brennen auf Einsätze, können aber von Glück reden, wenn sie mal einen versprengten Wehrmachts-Lkw entdecken. Eine erste Bewährungsprobe erhält die 332. als sie die Luftunterstützung für eine Landeoperation stellen soll. Man fegt nicht nur ohne eigene Verluste die deutschen Flieger vom Himmel, sondern vernichtet gleich auch noch deren Flugplatz. Dieser Erfolg sorgt für Aufsehen. Da die US-Bomberverbände hohe Verluste erleiden, soll die 332. für besseren Geleitschutz sorgen. Mit fabrikneuen Maschinen ausgestattet, deren Heck sie rot lackieren, können die Piloten endlich im Kampf gegen deutsche Jagdflieger zeigen, was sie draufhaben.

Hollywood liebt Erfolgsgeschichten in denen Benachteiligte trotz aller Widrigkeiten ihren Traum unbeirrt verfolgen und ihn am Ende verwirklichen. Deshalb verwundert es nicht, dass Red Tails unter der Regie des TV-Regisseurs Anthony Hemingway ein farbenfrohes, politisch korrektes Fliegerabenteuer geworden ist, in dem kritische Töne keinen Platz haben.

Für die Darstellung der rasanten Luftkämpfe wurden viel Mühe und Rechnerleistung aufgewendet. Und mit Produzent George Lucas konnte man einen Profi für große Schlachten flugfähiger Maschinen aller Art um Rat fragen. Das Ergebnis sieht nahezu perfekt, aber irgendwie auch steril aus. Wenn die Flugzeuge durch den stets blauen Himmel über malerische und sicher digital verbesserten italienischen Landschaften jagen, dann wird der Mythos des Ritters der Lüfte gefeiert, mit dem die Jagdfliegerei seit dem 1. Weltkrieg belegt ist. Tollkühn messen sich die Piloten im Kampf Mann gegen Mann.

Ebenfalls gefeiert wird die Erzählung vom Militär als Ort der Fairness. Wer seine Aufgabe erfüllt und bereit ist, notfalls Gesundheit und Leben zu opfern, der wird mit Anerkennung und Integration in die Gesellschaft belohnt. Alles andere wird nur am Rande gestreift, seien es Rassismus und Vorurteile in den US-Streitkräften, die deutschen Gegner, die die Treffsicherheit von Maulwürfen besitzen, oder die schmutzige blutige Seite des Krieges.

Olaf Kieser

Red Tails USA 2012 R: Anthony Hemingway B: John Ridley, Aaron McGruder K: John B. Aronson D: Terrence Howard, Cuba Gooding Jr., Nate Parker