THE DEVIL'S REJECTS

Der Sadisten-Clan
Regisseur Rob Zombie lässt den Exploitation-Film mit Macht auferstehen

In den 70er und frühen 80er Jahren gab es ein Subgenre des Horrorfilms, das man wohl am treffendsten als den Sadistenfilm betiteln kann, zu dem unter anderem Muttertag, Motel Hell oder Wes Cravens Mondo Brutale gehören. Sadistenfilme hatten vor allem zwei Dinge gemeinsam: sie bestanden fast ausschließlich aus Szenen, in denen Peiniger ihre Opfer jagen, quälen, vergewaltigen und schließlich töten und waren meist nach ein paar wenigen Wochen im Kino auf der Liste der jugendgefährdenden Medien gelandet und fortan nur noch als schlechte Kopie und unter dem Ladentisch schummeriger Videotheken erhältlich.
Ausgerechnet dieses Genre hat Regisseur Rob Zombie nun mit The Devil's Rejects, dem Sequel zu seinem eher misslungenen Texas Chainsaw Massacre-Abklatsch House of 1000 Corpses, wieder auferstehen lassen und an der FSK vorbeigemogelt, die dem Werk ein eher zahmes "Ab 18" aufgedrückt hat.
Der Film beginnt mit einer wilden Schießerei zwischen der Polizeitruppe von Sheriff Wydell (William Forsythe) und dem aus 1000 Corpses bekannten Firefly-Klan, neben dem die Manson-Family wie die Waltons wirken. Mama Firefly (Leslie Easterbrook) wird festgenommen; ihre beiden Kinder Baby (Sheri Moon Zombie) und Otis (Bill Moseley) können jedoch entkommen und machen sich auf, um ihren Vater Captain Spaulding (Sid Haig) in einem verlassenen Motel zu treffen. Dort angekommen, verbringen sie die Wartezeit damit, zwei Countrymusiker und deren Frauen bis aufs Äußerste zu quälen, während Sheriff Haig sich mithilfe der Expertise eines Filmkritikers auf ihre Fährte heftet.
The Devil's Rejects schockiert, lässt einem gelegentlich das Blut in den Adern gefrieren und übersteigt sogar den Toleranzlevel des durchschnittlichen Horrorkonsumenten. Was am meisten erschreckt, ist die Tatsache, dass es sich hier um einen hervorragend gemachten Film handelt, der sein Genre nicht nur bedient, sondern dessen Grenzen auf äußerst intelligente Weise überschreitet. Rob Zombie hat seine Vorbilder aus den 70ern mit einer solchen Treue zum Detail kopiert, dass man gelegentlich glaubt, einen 30 Jahre alten Film zu sehen, während die darstellerischen Leistungen und Dialoge weit oberhalb des im Horrorgenre Üblichen anzusiedeln sind.
Was The Devil's Rejects jedoch am deutlichsten aus dem Gros der heutigen Horrorfilme heraushebt, ist die Tatsache, dass er den Firefly-Klan zu den Protagonisten des Films gemacht hat, denen man perverserweise ab einem gewissen Punkt die Daumen drückt, sie würden der harten Hand des Gesetzes entkommen. Dies mag zwar moralisch äußerst fragwürdig und für den Zuschauer zutiefst verstörend sein; schmälern kann es aber weder die Leistung des Regisseurs noch die außerordentliche Qualität des Films.

Karsten Kastelan
USA 2005 R&B: Rob Zombie. K: Phil Parmet. D: Sid Haig, Bill Moseley, Sheri Moon Zombie, William Forsythe, Ken Foree, Leslie Easterbrook, Geoffrey Lewis, Priscilla Barnes