ROBOTS

Schöne Neue Welt
Spass mit Blech: Abenteuer im Roboterland

Ob Androiden von elektrischen Schafen träumen, fragte Philip K. Dick im Titel einer Kurzgeschichte, die später als Vorlage für Blade Runner diente. Robots, das neue Werk von Animationsgenie und Oscarpreisträger Chris Wedge, beantwortet uns diese Frage genauso wenig wie einst Dick, stellt aber einen ganz anderen Robotertraum in den Mittelpunkt seiner Handlung: den, eines Tages ein großer Erfinder zu werden.
Genau dies ist nämlich die Ambition von Rodney Copperbottom, einem jungen Androiden, dessen mechanisches Talent zu groß zu sein scheint für die kleine Welt, in die er irgendwann einmal hineingeboren bzw. gebaut wurde. Beherzt packt er also seine Koffer, schreibt seinen Eltern einen Abschiedsbrief und macht sich auf nach Robot City, wo er sein großes Idol, den genial-wahnsinnigen Erfinder Bigweld kennenlernen möchte. Dies stellt sich jedoch als äußerst schwierig heraus, und bevor Rodney sich versieht, findet er sich auch schon inmitten eines gewaltig nach mechanischem Genozid stinkenden Plots wieder, den er nun verhindern muss.
Damit Rodney im Kampf gegen den Oberbösewicht Ratchet und dessen nicht weniger diabolische Mutter nicht allein auf Feld und Flur steht, haben ihm die Drehbuchautoren Lowell Ganz und Babaloo Mandel - bislang eher durch Komödien wie Splash und Eine Wahnsinnsfamilie bekannt - ein rostiges Halbdutzend an schrillen Freunden zugeteilt, unter ihnen der leicht-debile und ständig Teile verlierende Fender, dessen resolute Schwester Piper, der Pessimist Crank Casey und, als romantische Komponente, die attraktive Cappy. Ausreichend Charaktere also, um ein who-is-who der deutschen Komödianten und Sprecherszene ins Synchronstudio zu schicken: während der im Original von Ewan McGregor gesprochene Rodney "bloß" von McGregors Synchronstimme Phillip Moog eingedeutscht wird, hat man für den im Original von Robin Williams dargestellten Fender gleich "Bully" Herbig verpflichten können.
Robots spielt in einer Welt gebaut von Robotern für Roboter - ein Grundprinzip, dass Wedge und sein Team dazu genutzt haben, die industrialisierte Welt so zu erfinden, als habe man die Menschheit komplett wegrationalisiert. Fließbänder, Zahnräder und mechanische Wunderwerke aus der Urzeit unserer Industriekultur bilden hier den Hintergrund für eine schelmisch erzählte Geschichte, die menschlicher nicht sein könnte: die des jungen Mannes, der in der großen Stadt sein Abenteuer sucht, findet und bewältigt.
Ob er danach nun von elektrischen Schafen träumt oder auch nicht, wird uns allerdings wieder einmal vorenthalten.

Karsten Kastelan
USA 2005. Regie: Chris Wedge, Carlos Saldanha. Mit den Stimmen von Philipp Moog, Michael "Bully" Herbig, Sarah Connor, Oliver Kalkofe, Wolfgang Völz