»ALLES ROUTINE«

Hau weg

Langweilig ist's im Büro; im Kino auch

Der Alltag wartet selten mit Überraschungen auf. In einem Arbeitsprozeß integriert, spielt sich im Tagesrhythmus von Arbeitnehmern Routine ein. Die ist unspannend, fordert wenig Kreativität.
Die Ausgangsthese lautet: Büroarbeit ist stinklangweilig. Das erweckt zwar keine überspannten Erwartungen, gibt der Figur des Peter Gibbons (Ron Livingston) aber einen nötigen Spielraum, sich behäbig zu entfalten. Das Tempo des Filmes spiegelt allein die erste Szene wider: Peter hängt frustriert im morgendlichen Stau fest, während ein gehbehinderter Rentner ihn überholt. Auch die Farblosigkeit des Szenarios dringt deutlich durch. Alles ist grau, die Charaktere sitzen in einer uniformen Masse fest. Mike Judge müht sich redlich zu konterkarikieren. Er trumpft mit einem notorisch nörgelnden Chef auf, der Arbeitsregeln wie ein Mantra vorbetet. Ein Computerspezi ist vom Schicksal mit dem Namen Michael Bolton gebeutelt. Der übliche Büroverlierer tritt auf, fiese Erfolgsschleimer sind vertreten, nervige Sekretärinnen soundso und disfunktionale Drucker unisono. Alles in allem eine wahrhaft grausige Zusammenstellung.
Über die Umstände zu siegen bedeutet meist ihnen zu entfliehen. Held Peter probt den kleinen Aufstand, verschiebt die Prioritäten zuungunsten des Jobs und schläft mal richtig aus. Auftritt Jennifer Aniston ( Friends ): Sie spielt eine arbeitsunlustige Kellnerin, die das Liebesinteresse von Peter weckt. Ihre Rolle bleibt seltsam marginal. Die Vermutung liegt nahe, daß hier ein semi-kassenträchtiger Name ins Skript geschrieben wurde.
Den daraus resultierenden Dualismus an Handlungssträngen verträgt der Film nicht. Die bemüht comic-hafte Zeichnung der Figuren ( Alles Routine basiert auf einem Comic von Judge) schlägt in seltsame klischeehafte Tiefenschärfe um. Aus dem Unguten soll das Gute erwachsen. In oberflächlichen Betrachtungen hinterfragen die Angestellten das System "Arbeitsplatz", versuchen sich daran zu bereichern und hinterlassen es letzlich instand.
Den Sieg über die Umstände feiert Alles Routine , indem die Folterkammer Büro abgefackelt wird - und Peter einfach den Job wechselt. Den Alltag am neuen Arbeitsplatz erleben wir nur in einer kurzen Einstellung. Jedoch, wir ahnen: Das Grau holt Peter auch hier ein.
Nur sehen will das keiner mehr.

Ulf Lippitz