Ruhet in Frieden

Millenium Glitch

Liam Neeson als Ex-Cop vor der Jahrhundertwende

Früher war er mal tough und versoffen. Aber dann ging ein Einsatz schief. Matt Scudder gab den Polizeidienst und den Alkohol auf. Jetzt geht er zu den Anonymen Alkoholikern und sorgt als Privatermittler ohne Lizenz für ein bisschen Gerechtigkeit in den Hinterhöfen New Yorks. Sogar für Drogendealer, wenn auch widerwillig.

Es ist 1999, Graffitis warnen vor dem Millenium Glitch, und New York sieht ziemlich übel aus. Mit oft sacht gleitender Kamera macht Mihai Malaimare Jr. den Boden unsicher, und Regisseur Scott Frank öffnet mit einigen stilisierten Schlenkern Abgründe. Schon im Vorspann: Da kosen die Bilder einen nackten Frauenkörper zu zärtlicher Musik, dann wird ein Mann sichtbar, dann noch einer, dann eine Träne, eine Klinge und dann wird es garstig.

Schnell wird klar, gegen wen es geht. Zwei Psychopathen haben die Frau eines Dealers entführt, Lösegeld erpresst und sie dann trotzdem umgebracht.

Scudder ermittelt, ganz wie er es bei der Polizei lernte, hauptsächlich zu Fuß. Er befragt Zeugen, inspiziert Tatorte und kommt bald darauf, dass die Killer schon öfter derselben Masche folgten. Immer traf es Frauen mit Männern im Drogenmillieu und Scott Frank lässt keinen Zweifel daran, dass sie schon wieder etwas vorhaben.

Da kann nur noch Matt Scudder helfen. Oder Liam Neeson, der sich nach etwas zu vielen Haudrauf-Filmen nun endlich wieder bedächtig zeigt. Sogar mit der Waffe in der Hand. Sein Scudder stammt mitten aus einer langen Romanreihe von Lawrence Block und trägt in Franks Film noch ein paar Gussgrate vom Serienhelden mit sich herum. Sein Alkoholproblem etwa ist zu groß für nur einen Auftritt, und sein jugendlicher Helfer ist deutlich auf Weiterentwicklung in Fortsetzungen angelegt.

Ob es dazu kommt, hängt davon ab, ob der eher düstere als spannende Thriller mit seiner Atmosphäre überzeugt. Und ob es ihm die Anonymen Alkoholiker nicht übel nehmen, dass er ihre "12 Schritte" in einer Schießerei benutzt. In den USA war das Einspielergebnis eher mäßig.

Wing

A Walk Among The Tombstones. USA 2014. R + B: Scott Frank nach einem Roman von Lawrence Block K: Mihai Malaimare Jr. D: Liam Neeson, Dan Stevens, David Harbour, Adam David Thompson, Astro. 113 Min.