RUHM

Mein Handy und ich

Eine Nach-dem-Bestseller- Verfilumg verwählt sich

Daniel Kehlmann weiß immer noch nicht, warum sein vorletztes Buch Die Vermessung der Welt so ein Bestseller wurde. Isabell Kleefeld hat nun den Nachfolger zum Überraschungs-Hit verfilmt.

Der fängt mit einem Handy an, das heute niemand mehr, nicht mal zum Fliegenerschlagen, in die Hand nähme, und setzt den damit ausgestatteten Loser gleich derart ins kommunikative Abseits, dass es sofort unangenehm als Poeterei auffällt, wenn er darauf rätselhafte Anrufe erhält. Alle Welt will ihn sprechen, obwohl der Techno-Neuling eigentlich gar niemanden kennt.

Immerhin läuft er angeklingelt an einem Plakat vorbei, das für einen Film mit Superstar Ralf Tanner wirbt - und wenigstens diesmal klappt die Verknüpfung zum Episoden-Film, der mehrere Geschichten durcheinander erzählt. Dieser Tanner nämlich wartet vergeblich auf Anrufe und kriegt ein Identitätsproblem vom Reißbrett: Erst wird er mit seinen Doppelgängern verwechselt, die im Schatten des Ruhms nur so tun, als wären sie er, später gibt er sich als sein eigener Doppelgänger aus.

Dann tritt noch ein berühmter Schriftsteller auf, der seine eigene Identitätsverwechslung inszeniert, um ein paar freie Tage mit der Freundin zu haben. Seine Ersatz-Persona scheitert derweil auf einer Schriftsteller-Reise durch den Ostblock. Auch an fehlender Kommunikation. Ein fetter, fanatischer Computer-Nerd soll dann noch als Fan den Schriftsteller an die zentrale Frage der Konnektivität binden, die mit doppelt vergebenen Rufnummern aber seltsam blass bleibt.

Und Senta Berger, atemberaubend alt und hinreißend, irrt als Romanperson des Schriftstellers dazwischen herum und hat die besten Auftritte, auch wenn sie weder zum Thema Ruhm noch zur Methode Ringtone passen.

Es bleibt ein gut gespielter Episodenfilm ohne Handlung, in dem jedes Bild klug ausgedacht ist und Daniel Kehlmann einen kleinen Cameo-Auftritt hat.

Wer sein Buch nicht kennt oder keine Handy-Probleme hat, wird sich das aber kaum angucken wollen.

Wing

D 2011, R&B: Isabell Kleefeld K: Rainer Klausmann D: Justus von Dohnani, Heino Ferch, Senta Berger