DIE REGELN DES SPIELS

Koksen & Labern

Ein kalter Film nach einem kalten Roman

Alle reden miteinander und keiner versteht den anderen - so kurz lässt sich die Story auf den Punkt bringen. Die Parabel konzentriert sich auf drei Charaktere, die alle dasselbe wollen: die große Liebe, guten Sex und noch besseres Koks. Paul will Sean, Sean will Lauren, Lauren will Victor - und alle scheitern glorreich.

Die Rahmenhandlung dazu bilden drei ausgeflippte Parties in einem elitären US-College in New England. Dort verdient sich Sean Bateman (James Van Der Berk) seinen Respekt als Drogenlieferant der reichen Kids. Er wandelt mit traumwandlerischer Dummheit und tief sitzenden Minderwertigkeitskomplexen über den Campus - seinen Bruder Patrick stets als vermeintliches Vorbild im Nacken (Schlächter-Yuppie Patrick Bateman aus American Psycho).

Sean erhält anonyme Liebesbriefe, deren Absender er in Lauren (Shannyn Sossamon) zu erkennen glaubt. Lauren träumt hingegen von Victor, der durch Europa reist. Das Jahr zuvor war sie mit Paul liiert, eine offensichtlich unbefriedigende Romanze - Paul (Ian Somerhalder) entdeckte dabei seine Homosexualität. Nun hofft er, sein Glück bei Sean zu finden. Eins der seltsamsten Dreiecke ist so geformt. Drogenexzesse, Schlägereien, Suizid und Vergewaltigung folgen.

Regisseur und Skriptschreiber Roger Avary (Co-Autor von Pulp Fiction) versteht es in seiner Adaption des gleichnamigen Romans von Bret Easton Ellis, keine Sympathie für irgendeine Figur zu verschenken - geschweige denn moralische Statements abzugeben. Seine Protagonisten koksen, ficken und labern blöde, dass einem der Untergang des Abendlandes dämmert. Das provoziert und belustigt, aber gerät nie in den Verdacht, etwas kommentieren zu wollen.

Avary rafft die im Buch recht fragmentarisch dargestellten Schicksale des Trios in einen straffen Erzählfluss. Kameramann Robert Brinkmann übersetzt ihn in eine innovative Bildsprache. Allein die Umsetzung von Victors Europa-Trip in eine dreiminütige Zeitraffer-Aufnahme lohnt das Eintrittsgeld. Sehr sehenswert ist auch die Verve, mit der Hauptdarsteller James Van Der Beek sein glattes Image aus Dawsons Creek dekonstruiert. Ein bitterböser Film mit sehenswerten Manierismen.

Ulf Lippitz

USA 2002 R/B: Roger Avary K: Robert Brinkmann, D: James Van Der Berk, Ian Somerhalder, Shannyn Sossamon, Eric Stoltz