DIE GESCHWISTER SAVAGE

Reise ins Dunkle

Pflegeheim und schlechtes Gewissen: Tamara Jenkins behandelt die normalen Reflexe der Gesellschaft auf Altersdemenz

Unsere Gesellschaft wird älter. Dementsprechend verlagern sich die Kinothemen. Filme über Altersdemenz, Abschied und Tod treten in letzter Zeit gehäuft auf. Erinnert sei an Kirschblüten oder An ihrer Seite .

Zu ihrem Vater hatten Wendy und Jon Savage seit Langem kaum noch Kontakt. Jetzt benötigt er dringend ihre Hilfe. Lenny (Philip Bosco) leidet unter Demenz und ist inzwischen zu einem Pflegefall geworden. Da sich seine beiden berufstätigen Kinder nicht um ihn kümmern können, muss Lenny in ein Altenheim.

Für Wendy und Jon ist das nicht leicht zu verkraften. Obwohl sie sich mit ihrem Vater längst auseinander gelebt haben, plagt sie das schlechte Gewissen.

In Die Geschwister Savage behandelt Tamara Jenkins mit Sensibilität das schwierige Verhältnis zweier erwachsener Kinder zu ihrem kranken Vater.

Anders als etwa in dem kanadischen Alzheimer-Drama An ihrer Seite , das seine Geschichte aus der Perspektive der älteren Generation erzählt, konzentriert sich die Regisseurin auf die jüngere Generation. Lenny selbst bleibt eine Nebenfigur.

Im Zentrum stehen Wendy und Jon, erstklassig gespielt von Laura Linney und Philip Seymour Hoffman, die viel zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, als sich mit einem kranken Vater befassen zu wollen. Auf der anderen Seite ist ihnen durchaus bewusst, dass Lenny für ihre Erziehung seinerzeit etliche Jahre geopfert hat. Der daraus resultierende innere Zwiespalt wirft die Geschwister aus der Bahn, ihr Leben wird zunehmend von Antidepressiva bestimmt.

Jenkins schlägt in ihrem Film keinen anklagenden Ton an, sie zeigt schlicht normale Verhältnisse auf, wie sie in jeder Familie vorkommen können.

Oliver Zimmermann

The Savages. USA 2007 R & B: Tamara Jenkins K: W. Mott Hupfel III D: Laura Linney, Philip Seymour Hoffman, Philip Bosco, Peter Friedman