SCARY MOVIE

Verpupste Komik

Parodierte Parodien sind selten witzig

Die Recycling-Industrie Hollywoods findet immer neue Wege, um den letzten Tropfen Profit aus erfolgreichen Kinostoffen herauszupressen. Wes Cravens Scream war als ultimative Genrekarikatur des Teenager-Horror-Films angelegt, in den beiden nachfolgenden Sequels wurde das Konzept des selbstironischen Schreckens erschöpfend durchbuchstabiert.

Bevor das Kinopublikum von all den Kreischorgien übersättigt aufstoßen kann, wird nun mit Scary Movie die Verballhornung des Genres von der gleichen Produktionsfirma als Abführmittel gereicht. Wenn man eine Parodie parodieren möchte, führt ein solches Vorhaben schon fast zwangsläufig in die Gefilde der totalen Verblödung. Dort scheint sich Regisseur Keenen Ivory Wayans äußerst wohl zu fühlen, und sein Scary Movie steht Brachialkomödien wie Dumm und Dümmer , Verrückt nach Mary oder American Pie nur wenig nach. Auch hier wird kräftig gefurzt, frauen-, schwulen- und behindertenfeindlich herumgewitzelt, werden Schamhaargrenzen munter überschritten und sogar ein männliches Genital wird großformatig ins Bild gerückt. Wenn sich Hollywood entscheidet, die eigenen Tabus über Bord zu werfen, dann wird gleich ordentlich herumgesaut, um das politisch korrekte Amerika mit Infantilität zu entwaffnen.

In erster Linie präsentiert sich Scary Movie als Genrepersiflage. Aber Wayans Film ist weit entfernt von den genialen Albernheiten der Gebrüder Zucker, die mit Filmen wie Die nackte Kanone das Actiongenre fachgerecht vertrashten. Nach einer furiosen Eingangssequenz, in der Baywatch-Babe Carmen Electra als Erstopfer ungeheuer zielstrebig ins tödliche Verderben rennt, verliert sich die Persiflage schnell im simplen Übertreibungsschema. Lieblos werden die Geschichten von Scream und Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast zusammengepanscht und mit Zitaten aus Blair Witch Project , H20 , The Sixth Sense u.a. angereichert. Wer in den letzten vier Jahren keinen dieser Filme gesehen hat, kann zu Hause bleiben, weil sich die wenigen guten Witze nur dem routinierten Horrorkonsumenten erschließen. Immerhin spielte Wayans Mischung aus heiterem Filmzitateraten und verpupster Pennälerkomik in den USA innerhalb der ersten zwei Wochen satte 116 Millionen Dollar ein. Humor ist eben doch Geschmackssache.

Martin Schwickert

USA 2000 R: Keenan Ivory Wayans B: Shawn & Marlon Wayans u.a. D: Carmen Electra, Dave Sheridan, 95 Min.