Scherbenpark

Wütende Göre

Eine eher mißglückte Literaturverfilmung

Sascha ist wütend. Ständig. Auf ihre Kumpel, ihren Vater (der im Knast sitzt und den sie umbringen möchte), auf ihre Mutter (die tot ist, weil ihr Mann sie umgebracht hat), auf die Journalistin, die einen Artikel über den eingeknasteten Vater schreibt und ihn zum bitter bereuenden Sünder macht.

Als Sascha sich in der Zeitung persönlich über diesen Artikel beschwert, lernt sie den netten Redakteur Volker Trebur kennen.

Dass und warum sie dann einfach bei dem einzieht und wie sich daraus eine sehr nette Dreiecksbeziehung ergibt, gehört im eher sarkastisch-ironisch verfassten Erfolgsroman "Scherbenpark" zu den Wendungen, die Saschas Leben verändern werden. Im Film, der ja seinen ganz eigenen Realismus schafft, gehört das zu den vielen Szenen, die eher unglaubwürdig wirken.

Scherbenpark ist eines dieser neudeutschen Sozialarbeiterdramen geworden, in denen die triste Umgebung ein bezeichnendes Licht auf die Innenausstattung ihrer Figuren wirft: Das sieht alles nicht gut aus.

Erschwerend kommt hinzu, dass Jasna Fritzi Bauer, die als Sascha den ganzen Film tragen muss, erstens sehr schwer zu verstehen ist (man wundert sich zu lesen, dass sie am Burgtheater ist) und ihre Sascha als eckig daueraggressive Göre angelegt hat. Die tiefe Verzweiflung, die die Figur im Roman in sich trägt, ist Frau Bauer zu keinem Moment anzumerken. Weil die Regisseurin mehr Wert auf das Liebesdreieck zwischen Sascha, Vater und Sohn legt, rutscht der Film dann sowieso in eine andere Ecke als der Roman.

Auch die dauerwacklige Kamera (sowas gehört bei Filmen mit sozialen Problemthemen heute zur Grundausstattung) macht Scherbenpar zu einem Kinoereignis, in das Deutschklassen geschleppt werden, um sich die Lektüre des Originals zu ersparen. Was in diesem Fall doppelt schade ist.

Thomas Friedrich

D 2013 R: Bettina Blümner B: Katharina Kress K: Mathias Schöningh D: Jasna Fritzi Bauer, Ulrich Noethen, Max Hegewald