Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Endliche Liebe

Die Romanverfilmung trifft den Ton der Vorlage

Wenn zwei schwer verliebte Jugendliche als Beweis ihrer gegenseitigen Zuneigung füreinander Grabreden schreiben, ist das in diesem Film keine morbide Eskapade, sondern der Punkt, an dem zarte Romantik und bitterer Realismus verschmelzen.

Eben diese heikle Melange zeichnet John Greens klugen Roman aus, der 2012 die Bestsellerlisten stürmte und unter erwachsenen wie jugendlichen Lesern gleichermaßen für Begeisterung sorgte.

Wo Liebe und Tod einander in der Literatur oder im Kino die Hand reichen, ist der Kitsch nicht weit. In Greens Roman hatte es genau den umgekehrten Effekt. Das schmerzende Bewusstsein der Endlichkeit erdete die Liebesgeschichte und führte zu einer emotionalen Aufrichtigkeit, die sich sehr direkt den widerstrebenden Gefühlen zweier verliebter und an Krebs erkrankter Teenager stellte.

Diesen gelungenen Balanceakt auf die Leinwand zu bringen ist kein leichtes Unterfangen. Die sentimentalen Verführungskräfte sind im Kino weitaus größer als in der Literatur. Aber Nachwuchsfilmemacher Josh Boone entwickelt ein gutes Händchen für den Erzählton der Geschichte und bleibt sehr nah dran an der Buchvorlage. Als Hazel (Shailene Woodley) und Gus (Ansel Elgort) sich in einer Krebsselbsthilfegruppe zum ersten Mal sehen, überspringen sie die üblichen Kennenlernspielchen. Der erste lang anhaltende Blickkontakt wird eher als Kampf ausgetragen. Nach wenigen Sätzen und der gegenseitigen Lektüre ihrer Lieblingsbücher ist die Sache mit der Seelenverwandtschaft, die weit über die gemeinsame Krebserfahrung hinausgeht, schon bald geklärt.

Die Direktheit, mit der Gus auf Hazel zugeht, hat nichts mit der Routine eines Eroberers zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man in echten Herzensangelegenheiten keine Zeit verschwenden darf, wenn der Tod einem über die Schulter geschaut hat. Mit zärtlich, ironischem Blick zeigt Boone die rasante Dynamik, mit der sich die Liebesgeschichte entwickelt und wie sich die großen Gefühle trotz schwächlicher körperlicher Konstitution ihren Weg bahnen.

Mit derselben Intensität bricht schon bald die Unberechenbarkeit der Krankheit in die Beziehung ein. Natürlich sollte man hier eine volle Packung Taschentücher mit ins Kino nehmen. Denn eine solche Geschichte lässt sich nicht als reines Feel-Good-Movie erzählen. Dennoch funktioniert der Film ebenso wie das Buch in erster Linie als unverstellte Liebesgeschichte, in die sich auf entspannte Weise lebensphilosophische Fragestellungen mischen.

Martin Schwickert

The Fault in Our Stars USA 2014 R: Josh Boone B: Scott Neustadter, Michael H. Weber nach einem Roman von John Green K: Ben Richardson D: Shailene Woodley , Ansel Elgort, Laura Dern. 125 Min.