Die schönen Tage

Auf Liebe und Tod

Fanny Ardant schnappt sich einen jungen Mann

Um die Würde und die Erotik im Alter geht es in diesem Film, in dem die Zahnärztin Carolin im Vorruhestand ihr Leben neu zu definieren beginnt. In fürsorglicher Manier haben die Töchter der Mutter einen Schnuppergutschein für den Seniorentreff mit dem klangvollen Namen "Die schönen Tage" geschenkt. Mit Schauspiel-, Keramik- und Yogakursen sollen Leib und Seele der Rentner in der Balance gehalten werden. Die verliert Carolin jedoch schon bald, als der Computerlehrer Julien (Laurent Lafitte) offensiv mit ihr zu flirten beginnt. Statt Aschenbecher zu töpfern, verabredet sie sich zu heißen Tete à Tetes mit dem deutlich jüngeren Mann, der keinen Hehl aus seinem polygamen Lebenswandel macht.

Dass ältere Männer mit Frauen, die ihre Töchter sein könnten, anbändeln, gehört als Klischee zum französischen Kino wie das Croissant zum Kaffee. Mit Genuss dreht Marion Vernoux dieses Stereotyp nun um. Mit blondiertem Haar, kräftigem Make Up und einem Gesicht, in dem das Leben interessante Spuren hinterlassen hat, wirft sich Ardant furchtlos ins sexuelle Wiedererwachen und balanciert elegant zwischen würdevoller Diva und frisch verliebtem Mädchen. Besonders unterhaltsam sind die abgeklärten Wortgefechte zwischen der lebenserfahrenen Dame und dem charmanten Westentaschen-Macho, die im schuld- und moralfreien Raum ausgetragen werden.

Einzig auf der Zielgeraden kommt der Film etwas ins Schlingern, wenn er um eine Schlusswendung kämpft, die ehelichen Treueansprüche und weibliche Abenteuergelüste miteinander versöhnt, wie es wohl nur ein französischer Film kann.

Martin Schwickert

Les Beaux Jours F 2013 R: Marion Vernoux B: Marion Vernoux, Fanny Chesnel nach dem Roman von Fanny Chesnel K: Nicolas Gaurin D: Fanny Ardant, Laurent Lafitte, Patrick Chesnais