SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT

Die Liga der bösen Exen

Ein grelles Arcade-Comic-Garage-Battle-Movie

Scott Pilgrim ist von schmächtiger Statur, spielt Bass in einer Garagen-Band, übt Händchenhalten mit einer 17jährigen Chinesin von der Klosterschule und hat auch sonst viel Pech. Sein einziges Glück ist, dass er aus einer Comic-Serie stammt, in der Bryan Lee O'Malley die Geschichte vom Würstchen, das zum Helden wird, mit den Mitteln des Videospiels noch mal erzählte. Nun hat Edgar Wright einen Film daraus gemacht. Genauer: Ein ruckelndes und piepsendes Durcheinander von Anspielungen auf Tekken und andere Ersatz-Abenteuer aus der Zeit von Atari und C 64. Nicht ohne Witz und Witze, aber fast ohne Handlung.

Scott Pilgrim hat das Loser-Dasein satt und verguckt sich in die mysteriöse Ramona Flowers. Die aber warnt ihn: Wer mit ihr ausgehen will, kriegt es mit der Liga der bösen Exen zu tun. Gleich sieben Ex-Liebhaber des fatalen Fräuleins gilt es zu besiegen, immer wieder muss Scott in arcadeartig aufgestylten Szenen Martial-Arts-Duelle austragen, Level für Level übermächtige Gegner mit Special Moves ins Nirvana kicken und immer wieder im Grunde dasselbe tun. Man wünscht sich fast einen Knopf, um die Action wegzuklicken.

Lustiger sind ohnehin die Nicht-Duell-Szenen. Sei es die Wohngemeinschaft Scotts mit seinem schwulen Freund (Kieran Culkin), der mit zynischen Kommentaren für etwas Bodenhaftung sorgt, seien es die vielen C 64-Scherze wie ein gelber Pee-Balken, der sich beim Toilettengang entleert. Geradezu hinreissend sogar sind die Szenenwechsel, die Traum und Wirklichkeit, Bandprobe und Romantikgestammel, halberwachsenes Nerd-Leben und ein bisschen Seelen-Erziehung mit cleveren Cutting-Tricks verbinden.

Leider fehlt dem Film der zweite Akt. Es gibt eine Ahnung von Konflikt, es gibt jede Menge Endgegner, und es gibt eine schöne aber verpudelte Casablanca-Szene am Ende. Aber in der Mitte, da wo sich der Held für einen neuen Weg entscheiden müsste, klafft ein Loch. Edgar Wright weiß das, er hat das Loch sogar ausdrücklich hineininszeniert und wiederholt es am Ende noch mal. Der Regisseur ist deutlich cleverer als sein Film, der so aussieht, als wäre er lieber eine Fernsehserie.

Wing

Scott Pilgrim Vs. The World. USA 2010. R: Edgar Wright B: Michael Bacall, Edgar Wright K: Bill Pope D: Michael Cera, Mary Elizabeth Winstead, Ellen Wong, Kieran Culkin