SCREAM 4

Noch einmal mit Gebrüll

Ein Teenie-Slasher wird nicht erwachsen, 15 Jahre danach

Ja, wir haben alle gelacht. Damals, als Horror-Vater Wes Craven und Teenager-Kenner Kevin Williamson das tote Genre aus dem verstorbenen Autokino ausgruben und im Kino der Video-Generation mit Witz und Blut wiederbelebten.

Die Scream-Reihe servierte Hommage und Demontage auf einer Schlachtplatte, jedes Klischee in Charakter und Mortalität wurde zugleich bedient, gegeißelt, verspottet und zerhackt. Und schnell griff die Postmodernisierung als Pubertätsverlängerung um sich. In die Scream-Filme zogen die "Stab"-Filme als Handlungselement ein, die angeblich nach Büchern der Film-Überlebenden gedreht wurden, und eine Zeit lang konnte man ohne ein "Meta" am Messer keinen Mord mehr begehen. Scream 4 kommt nun fast eine Generation nach der Wiederverschrecklichung des Horror-Films und vor allem mitten in einer wirklichen Welle der Medienkompetenzprotzerei.

Wo anfangs nur Fans jede Szene wiedererkannten, da haben sich heute längst alle per Tweet und Messenger auf den Stand gebracht. Wo ist der Mörder? Frag dein Handy. Oder den Live-Blogger, der einmal kurz in der Mitte des Films reinschaut, während die alten Sensationsmedien bis zum Schluss den Schuss nicht hören.

Der größte Teil von Scream 4 ist aber erstaunlich altmodisch. Es geht noch immer um die Überlebende aus Teil 1. Und der Gipfel der Retro-Metaisierung wird erreicht, wenn ein "Stab"-Film im Film in einer Art Rocky Horror-Show aufgeführt wird, bei der alle mitmachen dürfen. Mit gähnen, grinsen und gruseln, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

Schnell fallen die ersten Leichen an, schnell machen sich die ersten Nebenfiguren verdächtig, schnell aber auch wird die Herde der möglichen Mörder ausgedünnt und Scream 4 verläuft noch etwas vorhersehbarer überraschend ab als seine Vorgänger. Die guten Witze liegen fast alle im Dialog ("Stab 5 war der mit der Zeitreise, furchtbar"), besondere inszenatorische Leistungen fallen nicht auf. Vor allem fehlt ein Ansatz, das Phänomen der vierten Folge aufzuarbeiten, so wie früher "Die Fortsetzung" und "die Trilogie" sozusagen rezeptionsästhetisch mitbehandelt wurden. Für Scream 4 reicht als analytische Ausstattung ein einfaches "Kenn' ich schon."

Wing

USA 2010. R: Wes Craven B: Kevin Williamson K: Peter Deming D: Neve Campbell, David Arquette, Courtney Cox, Emma Roberts