»SECHS TAGE, SIEBEN NÄCHTE«

Gilligans Gummiboot

Anne Heche kriegt Harrison Ford klein

Eigentlich ist alles ganz natürlich: ein rauher Kerl, der Anne Heches Titten zu klein findet und ihr das auch sagt, muß einfach final geküßt werden. Und eine etwas überdrehte Modistin, die den Ruf der Natur nur per Handy beantwortet, muß ihr Glück finden unter einem ölfleckigen Harrison Ford. Und unter Palmen.
Die mußten eigens von Tahiti nach Hawaii importiert werden, weil am Handlungs-Traum-Strand die Stromleitungen für den Dreh zu dünn waren. Auch die Hauptpersonen wurden aus entlegenen Image-Gebieten in die konstruierte Romantik verpflanzt. Einen so kleinen Mann hat Alt-Star Ford noch nie gespielt, und kaum jemand so charmant seine Jahre angedeutet, schief grinsend mit dem Finger nach oben, als die Frau sich ratend herantastet: Ende 40? 50? Gut gehalten.
Noch besser hält sich Anne Heche, die beim amerikanischen Publikum in anerkennendes Gerede wegen ihrer Lebenspartner kam: erst Steve Martin, dann Ellen DeGeneres. Wenn sie ihren Job gut macht, befand die Presse, und griff gar zum Vergleich mit dem Präsidenten, dann könne sie ihre Freizeit gerne un-standardgemäß verbringen.
Anne Heche macht ihren Job fantastisch. Anfangs als New York Girl, schnell, kompetent, reizend, frech im Streß des Lifestyle-Journalismus. Dann folgt sie ihrem Verlobten ins künstliche Paradies: zu einer vorgezogenen Flitterwoche (daher der Titel) in die Südsee. Dann zwingt ihr Job sie zu einem kurzen Insel-Hopper nach Tahiti, dann ist nur ein abgerissener Buschpilot als Taxi verfügbar, dann schlägt der Blitz in die Maschine und der Story-Motor dreht hoch. Zwei Menschen, die nichts gemeinsam haben als das unterschiedliche Geschlecht, stranden im Paradies.
Und raufen sich zusammen. Natürlich. Mal muß Harrison eine Schlange aus Annes Shorts holen (Pubertierenden-Humor, aber süß), mal muß die Heche das Schlauchboot rudern, weil der Ford zu erschöpft ist, mal müssen beide sogar vor Piraten fliehen und sich mehrfach gegenseitig das Leben retten.
Das haben Humphrey Bogart und Kathrin Hepburn, Michael Douglas und Kathleen Turner auch so ähnlich gemacht (Harrison Ford hört hier insider-witzig auf den Spitznamen Queenie), und weil es diesmal nicht umgekehrt ist, ist Sechs Tage ein altmodischer Film. Den Spencer Tracy und Myrna Loy auch nicht besser hätten spielen können (nun, Spencer wohl doch, nur nicht mit Myrna).
Erstaunlich, wie es Drehbuchdebütant Michael Browning fertigbringt, lauter Szenen zu erfinden, die wir schon im Ansatz wiederkennen - und die uns doch frisch wie beim ersten Mal vorkommen. Ein bißchen liegt das an Produzent/Regisseur Ivan Reitman, der zwar keine identifizierbare Kamera-Handschrift hat, aber ein Händchen für die richtige komödiantische Besetzung. Am meisten aber an Anne Heche, die ihren Job so gut macht, daß wohl jede/r gerne mal mit ihr auf einer einsamen Insel abstürzen möchte. Wenn Harrison Ford in der Nähe ist, um das Feuerholz zu hacken.

WING