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Der Tod und die Mädchen

Zwei Freundinnen spielen Zusammenraufen

Hach, wir würden schon zur Not auch Julia Roberts heiraten, wenn wir uns dafür nur vorher von Susan Sarandon scheiden lassen dürften. Und die Erziehung der süßen Kleinen würden wir ebensowenig wie der Film Ed Harris überlassen, der in einer unerzählten Vorgeschichte scheinbar eine Midlife-Krise per Generationssprung in der Gattenwahl bewältigte.
Aber darum geht es gar nicht. Auch nicht darum, daß scheinbar niemand mehr für den gehobenen Lebenswandel der Fünfer-Familie arbeitet. Ja, Julia schmeißt sogar einen Top-Job als Modefotografin hin, um eine bessere Mutter zu werden. Anstelle der echten, die in einer unerzählten Nachgeschichte leider sterben wird.
Aber auch um die Rettung ewiger Werte in einer sich wandelnden Welt geht es nur am Rande. Vielmehr wollten die beiden Hauptdarstellerinnen, Produzentinnen und Freundinnen (im echten Leben) vor allem endlich mal gemeinsam einen Film drehen. Mit gleichgewichtigen Rollen für die so unterschiedlichen Leinwandpersönlichkeiten. Der Teil ist gelungen.
Susan Sarandon ist die stolze Ex, die ihren Mann nicht wiederhaben und ihre Kinder nicht hergeben will. Julia Roberts ist die schöne Stiefmutter, die sich ihr Leben kaum mit Kindern, aber gar nicht ohne den Vater vorstellen kann. Das muß ja Probleme geben.
Die sind anfangs eher lustig: die Mutter schmeißt bei der Nachwuchsübergabe die Pausenbrote der Schlampe weg, die junge punktet mit zeitnäheren Kenntnissen der Popmusik, die Blagen verlaufen sich in den Rollenklischees von Ersatz-Erzieherin, großer Schwester und Papas Geliebter ... und wenn die beiden Frauen so tun, als ob sie sich nicht ausstehen können, ist das sehr unterhaltsam.
Langsam wandelt sich die Frauen-Feindschaft in Respekt für den jeweils anderen Lebensansatz, langsam fügen sich die Rivalinnen zum Besten ihrer Schutzbefohlenen (incl. Ed Harris, der hier nur nett ist), und glücklicherweise montiert Regisseur Chris Columbus, Spielbergs gelehrigster, wenn auch harmlosester Schüler, in die sich entwickelnde Beziehung immer wieder zänkische Rückfälle ein. Gerade etwa haben sich Mutter und Stiefmutter als Kolleginnen akzeptiert, da kriegt die ältere die Diagnose Krebs. Plötzlich geht es nicht mehr um Teilen, sondern um endgültiges Abgeben und Annehmen.
Und nun versinkt das Drama über moderne Familienformen in Tradition und Tränen. Beide Mütter müssen ausgerechnet darüber grübeln, was sie bei der Hochzeit ihrer Tochter fühlen möchten. Und beide finden natürlich unterm Weihnachtsbaum zum Familien-Schlußbild zusammen. Julia Roberts will das knipsen, aber Susan Sarandon besteht auf einem Selbstauslöser, damit "die ganze Familie" mit drauf ist. Hach, schön. Das Bild friert ein, und dann schneidet die Filmkamera groß auf die beiden Frauen. Daß die sich endlich sogar lieben, ist offensichtlich die Pointe. Kinder, Krebs und Karriereknicke waren nur Mittel zum Zweck. Da dreht sich einem doch die Rührungsnässe in den Augenwinkeln um. Sollen das etwa Thelma und Louise für das nächste Jahrtausend sein?

WING