»SERIAL LOVER«

Polygame Unfälle

Wie man Männer loswird

Frauen, die sich zwischen mehreren Männern nicht entscheiden können, gehören zum Standardinventar des französischen Kinos und so glaubt man sich zu Beginn von James Huths Serial Lover gut aufgehoben. Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire (Michele Laroque) am Vorabend ihres 35.Geburtstages zum Essen eingeladen - mit dem festen Ziel, ihre Anzahl endlich auf das monogame Normalmaß zu reduzieren. Zunächst sind die drei Herren etwas pikiert ob der peinlichen Situation. Schließlich nehmen sie jedoch die Herausforderung an und gehen mit Heiratsanträgen und Ringpräsenten in die Offensive. Derweil zieht sich Claire immer wieder in die Küche zurück, um innere Klarheit zu gewinnen und den nächsten Gang des Menüs vorzubereiten - nicht ahnend, daß die Qual der Wahl schon bald ein Ende hat.
Laut Versicherungsstatistik passieren die meisten Unfälle im eigenen Haushalt, und Claires luxuriöses Maisonette-Appartment bietet ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Das erste Opfer stirbt noch recht konventionell: der gute Ruitchi (Gilles Privat) gerät ins Stolpern, landet in Claires Küchenmesser und verliert seine Hand im kreisenden Mixer. Ein anderer Kollege landet in der Badewanne, mehrfach durchbohrt von unglücklich herabfallenden Spiegelscherben. Der Dritte erdrosselt sich fast mit einem Telefonkabel, bevor die Kufe eines Schlittschuhs sich in seine Schädeldecke bohrt.
Das ist nicht nur ekelig, sondern vor allem ungemein komisch. Innerhalb weniger Minuten mutiert das brave Beziehungslustspiel zu einer temporeichen, schwarzhumorigen Komödie. Anknüpfend an den Hitchcock-Klassiker Immer Ärger mit Harry ist auch in Serial Lover die Problematik der Leichenentsorgung die treibenden Kraft. Kaum ist der letzte Verehrer hinüber, stürmen an die hundert Surprise-Geburtstagsparty-Gäste Claires Wohnung und verwandeln sie in einen tobenden Dancefloor. Zwischen den Verstorbenen wird getanzt, gekokst und gevögelt, während im Hause der hypercoole Polizeiinspektor Cellier (Albert Dupontel) zwei entflohenen Sträflingen auf der Spur ist und Claires Vertuschungsversuche mit wachsender Skepsis beobachtet.
Wie Delicatessen von Caro/Jeunet, lebt auch Serial Lover von einer überschäumenden makabren Phantasie und einem surrealen Flair, der sich vor allem in der originellen und farbenprächtigen Ausstattung dieser Studioproduktion niederschlägt. Und wie Caro/Jeunet kommt auch Debutant James Huth aus der französischen Werbebranche. Vielleicht lernt man dort immer noch am besten, sich von der Wirklichkeit zu lösen und der eigenen filmischen Phantasie freien Lauf zu lassen.

Martin Schwickert