Süsses Gift - Hilfe als Geschäft

Armes Afrika

Über die Sinnlosigkeit von Entwicklungshilfe

Wie kommt es, fragt ein schwarzer Aktivist zu Beginn des Films, dass nach 50 Jahren Entwicklungshilfe nichts besser geworden ist? Früher, sagt er, war es eine Beleidigung, einen Afrikaner "arm" zu nennen. Heute betteln die Staaten um diese Bezeichnung, damit sie Hilfsgelder bekommen.

Dass es so einfach nicht ist, zeigt dankenswerter Weise die Dokumentation von Peter Heller, die sich gar nicht erst auf eine große theoretische Diskussion einlässt, sondern anhand dreier Beispiele erklärt, wie auch mit gutem Willen geführte gut geplante Projekte abstürzen. Dafür geht er nach Kenia, Mali und Tansania. Er zeigt eine mit viel Geld gebaute leerstehende Fischfabrik, die mal den Fischfang aus dem anliegenden See tiefkühlen und verarbeiten sollte. Dann stellte man fest, dass es nicht genug sauberes Wasser gab, um die Fabrik zu betreiben. Nach wenigen Wochen stellte sie den Betrieb ein. Das war allerdings auch nur ein Teil des Problems, denn schon vorher waren die Anwohner, die man zum See hin angesiedelt hatte, mit dem ersten verdienten Geld wieder verschwunden. Sie hatten sich Herden gekauft. Als die Tiere in der Dürre alle krepiert waren, kamen die Anwohner zurück und verlangten Hilfe.

An anderer Stelle zeigt Heller eine Baumwollplantage, die wegen der abstürzenden Weltmarktpreise aufgeben musste. US-Baumwolle wird vom Staat hoch subventioniert, da konnte das arme Tansania nicht mithalten.

Ohne polemischen Unterton, ohne die üblichen Verzweiflungsbilder aus afrikanischen Hungerzonen beschreibt diese für das ZDF und arte gedrehte Dokumentation einen Kreislauf der Abhängigkeit, von dem immer nur eine Seite profitiert - wir, der Westen.

Das ist nicht neu und auch schon umfassender dargestellt worden, aber für Kirchenkreisabende und Diskussionsrunden im Jugendzentrum mag das ein guter Einstieg sein. Dass mehr dahintersteckt mag sich schon aus der Frage ergeben, warum den asiatischen Ländern seit den 60ern genau das gelungen ist, was in Afrika immer noch nicht funktioniert.

Thomas Friedrich

D 2012 R & B: Peter Heller