Shadows of Liberty

Wem gehört die Wahrheit?

Eine Dokumentation über Medienkonzerne

Wenn CBS viele Millionen Dollar für die Übertragung der Olympischen Spiele bezahlt hat und zur Refinanzierung Sponsoren sucht - kann es sein, dass "Nike" so ein Sponsor ist. Und es kann weiterhin sein, dass die Arbeitsbedingungen, untern denen Nike seine Sportschuhe herstellen lässt, für die CBS-Nachrichtenredaktion plötzlich kein Thema mehr sind.

Das Zusammenspiel von großem Geld und kleinen Nachrichten hat der Kanadier Jean-Philippe Tremblay zum Thema gemacht. Shadows of Liberty behandelt die Frage, wie frei eine Gesellschaft ist, in der Journalismus abhängig ist von den Geldgebern der Verlagshäuser. Ob das jemals anders war, ist eine der vielen Fragen, die Tremblay zu stellen vergisst. Diese im Tonfall hochdramatische Dokumentation über die Sünden der US-Medien lässt selbst so viele Fragen aus, dass man im Sinne Tremblays eigentlich fragen müsste, wer seinen Film bezahlt hat.

Da es aber auch schlechten Journalismus ganz ohne Schmiergeld gibt, gehen wir mal davon aus, dass sich Tremblay schlichtweg nicht dafür interessierte, dass der größte Medienkonzern inzwischen Disney heißt (und nicht CBS oder ABC). Oder dass die erfolgreichste Nachrichtensendung in den USA Rupert Murdochs Fox News sind, das Sprachrohr von Republikanern und Teaparty. Jedenfalls kommt all das (und viel mehr) in seiner Dokumentation nicht vor, die für Europa sowieso keine Bedeutung hat. Die Probleme und Konzentrationsmechanismen sind hier ganz andere.

Wer es spannend findet, wie das FBI mal eine Journalistin kalt stellte, die eine seltsame Verbindung der US-Regierung zu Nord-Korea entdeckt haben wollte, kommt hier auf seine Kosten. Aber auch die eingestreuten Interviews mit Julian Assange und Danny Glover (!) geben diesem letztlich dummen Film keine Struktur oder Richtung.

Thomas Friedrich

USA 2012 R & B: Jean-Philippe Tremblay K: Arthur Jafa Mit Julian Assange, Amy Goodman, Dany Glover, Robert Baer