SHINOBI

Romeo blutet

Die fantastischen 10 im japanischen Mittelalter

Ausserhalb Japans können wohl nur Computerspieler und Manga-Fans etwas mit dem Titel anfangen, dem Rest erklärt ein Erzähler zu den ersten Bildern den Hintergrund: Die Shinobi sind eine Art Ninja, bedingungslos treue Killerspezialisten mit magischen Fähigkeiten. Seit Jahrhunderten leben zwei verfeindete Shinobi-Clans in den wilden Bergen Japans. Früher haben sie wechselnden Lokal-Herrschern als Attentäter gedient. Jetzt, in der Mitte des 17. Jahrhunderts, hält sie nur eine kaiserliche Order davon ab, sich gegenseitig umzubringen. Irgendwie aber haben sich nun ein Mann vom einen und eine Frau vom anderen Clan ineinander verliebt. Das könnte der Beginn einer neuen Zeit sein.
Wunderhübsch funkelt der Wald, Wasserfälle glitzern in Slow Motion, nur ein paar kleine Handbewegungen deuten die heimliche Hochzeit von Gennosuke (Joe Odagiri) und Oboro (Yukie Nakama) an. Die prekäre Idylle wird noch angespannter, weil der eine Clan nur aus Frauen, der andere nur aus Männern zu bestehen scheint. Sind wir in einem symbolischen Märchen über Geschlechter-Rollen? Nein, dieses Shinobi will, nach mehreren japanischen Filmen desselben Titels, Mangas und Animes, eher historisches No-Theater sein.
Eines Tages nämlich macht ein Befehl des fernen Shogun das private Problem politisch. Die besten der Shinobi-Clans sollen miteinander kämpfen, um zu entscheiden, wer der nächste Shogun wird. Nun marschieren die X-Men beider Seiten auf: ein Wolfsmann mit Stahlklauen, ein Formwandler, eine giftige Dame, ein Unsterblicher, zwei, deren Blick allein schon töten kann ... ziemlich schnell dezimieren sich Gennosukes und Oboros Trupps gegenseitig.
Hier setzt Shinobi mehr auf Computer-Tricks als auf klassische Draht-Akrobatik. Manche CGI-Effekte sind gar nicht gut, andere veredeln Massen-Kloppereien und Helden-Morde zu Action-Haikus.
Man sieht fast kein Blut, aber man kriegt dafür zu einigen Figuren tragische Tiefen. Eine etwa wurde von Kind auf nur mit Gift ernährt, was ihren Atem und ihren Kuss tödlich macht, ihr Liebesleben aber eher unglücklich. Ein anderer kann nicht sterben, und möchte doch so gern.
Für eine ordentliche Charakterisierung aller Personen fehlt jedoch die Zeit. In ganz unepischer Hast stürmt Shinobi zum Endkampf zwischen Gennosuke und Oboro, die sich lieben wollen und doch töten müssen. Während die Märchen-Figuren aus der Vorzeit sich gegenseitig zerfleischen, sichern der Staat und die neue Zeit ihren Frieden mit Kanonen. Dagegen hat die Liebe keine Chance.
Aber sie nutzt sie. Shinobi ist ein ziemlich dunkler und fast hoffnungsloser Martial-Arts-Fantasy-Film. Was ihm an Eleganz und Opulenz im Vergleich zu Hero oder Tiger and Dragon fehlt, das holt er über die coole Stoik wieder auf, mit der die Helden ins Verderben schreiten. Und über den Mut, ein schönes stilles kitschiges "Die Liebe siegt immer"-Ende an den tragischen Schluss anzuhängen.

WING

Shinobi - Heart under blade. J 2006, R: Ten Shimoyana, B: Kenya Hirata, K: Masasai Chikamori, D: Joe Odagiri, Yukie Nakama