SIN CITY

Bad World
Eine kongeniale Verfilmung der Kult-Comics von Frank Miller

Basierend auf den gleichnamigen Comicbooks von (und in Co-Regie mit) Frank Miller, zeichnet Sin City eine utopische und doch nostalgische Welt in drei Geschichten: die eines missgebildeten, aber gutherzigen Goliaths (Mickey Rourke), dem ein Mord angehängt wird; eines Polizisten (Bruce Willis), der eine junge Dame vor einem perversen Triebtäter beschützt; und die eines harten Verbrechers (Clive Owen), der sich plötzlich inmitten eines Bandenkrieges wieder findet - harte, noir-isch anmutende Storys von noch härteren Männern, deren Leben von schützenswerten, aber durchaus toughen Frauen (Jessica Alba, Rosario Dawson und Brittany Murphy) gehörig durcheinander gewirbelt werden.
Die Technik, die Regisseur Robert Rodriguez angewandt hat, um Comic-Ästhetik auf die Leinwand zu übertragen, ist nicht neu; wie in Sky Captain and the World of Tomorrow wurden Darsteller vor dem Bluescreen gefilmt, um dann in eine (meist) Schwarzweiße CGI-Welt kopiert zu werden. Rodriguez/Millers kombiniertes visuelles Genie macht den Film jedoch zum bislang deutlichsten Triumph von Stil über Substanz. Man glaubt manches Mal wirklich, einen Comic vor sich zu sehen, eine aufregende, bewegte Geschichte, bei der man eigentlich schnell weiterblättern möchte, sich aber in dem jeweiligen Bild gefangen findet.
Diese Herangehensweise erlaubt es den Filmemachern dann auch, die ansonsten schwer verdaulichen Szenen der Vorlage ohne Wimpernzucken zu übertragen: Hier rollen Köpfe, fliegen Arme und vollziehen sich schmerzhafte Entmannungen der Bösewichter, während Liebe und Sex in deutliche Nähe zur Gewalt gerückt werden - Szenen, die zarten Gemütern durchaus auf den Magen schlagen dürften, hier aber so gekonnt verpackt sind, dass ein typisches Actionpublikum sie durchaus mögen dürfte.
Sin City ist hartes Kino mit Rollenbildern aus einer grauen Vorzeit, allerdings auch so aufregend neu und kraftvoll, dass man das Kino leicht angesäuselt wieder verlässt. Von dem versammelten Ensemble hervorragend gespielt und mit fester Hand inszeniert, stellt der Film den kreativen Höhepunkt von Robert Rodriguez Karriere dar.

Karsten Kastelan
USA 2005. R: Robert Rodriguez / Frank Miller. D: Bruce Willis, Mickey Rourke, Clive Owen, Jessica Alba, Rosario Dawson, Jamie King, Brittany Murphy, Benicio Del Toro