SIN CITY - A DAME TO KILL FOR (3D)

Bunter, tiefer, flacher

Rodriguez und Miller setzen ihren Jahrhundert-Comic fort

Noch bevor Frank Miller mit seinem eigenen Film The Spirit den ganzen Ruhm wieder verspielte, den ihm 2005 die Co-Regie mit Robert Rodriguez für Sin City eingebracht hatte, kündigten beide schon die Fortsetzung an. Doch es dauerte neun Jahre, bis sie fertig wurde. Den 3D-Effekten hat das sichtlich gut getan. Die sind auch beinahe das einzig neue Element in der sonst nahtlos an die düsteren, monströsen Pulp-Noir-Geschichten aus Millers Sin-City-Comics anschließenden Koproduktion. Sogar Bruce Willis ist wieder dabei, obwohl seine Figur ja schon tot ist.

Vor allem aber ist Mickey Rourke wieder dabei, als hässlicher herzensguter Haudrauf, der ohne Gedächtnis im Kampfgebiet erwacht und das Publikum effektvoll einführt in die streng auf Schwarzweiß reduzierte Welt, über die fast durchweg eine Off-Stimme knarzige Stadtzynismen chandlert. Nur manchmal brechen Farben ein, blutrote Lippen, leuchtende Augen, ein blaues Abendkleid, in dem alle ertrinken wollen. Ohne Erinnerung an den ersten Teil versteht man nicht viel.

Wieder laufen verschiedene Geschichten durcheinander, teils als Prequel, teils als Sequel zu Sin City. Privatdetektiv Dwight (Josh Brolin ersetzt Clive Owen) verfällt der Dame des Titels, Pokergenie Johnny legt sich mit dem bösen Senator Roark an, Tänzerin Nancy wandelt sich vom Sexobjekt zur Rachegöttin. Die Tage sind dunkler als die Nacht, die Polizei ist korrupt, die Frauen sind Schlampen, und wenn sie sich ausziehen, bleibt immer ein Mann auf der Strecke. Und selten am Stück.

Dazu passt das brutale neue 3D. Die grafisch um alle Zwischentöne gebrachten Szenen lassen sich beeindruckend auf mehre nahe und ferne Ebenen verteilen, als wären wir in einem Barock-Theater mit Schiebefiguren. Mehr Psychologie braucht auch kein Mensch.

Aber vielleicht mehr Energie. Mehr Herz. Sin City 2 leidet an dem Versuch, aus vier Geschichten eine zu machen. Statt der Anthologie des Originals gibt es nun einen Film ohne Zwischentitel, bei dem die Spannungsbögen nicht von Anfang bis Ende tragen.

So bleibt das Wiedersehen mit der Gang von damals, das nun ein bisschen wie eine Parodie wirkt. Und es bleibt Eva Green als fatale Frau. Für Sin City 3 wünscht man sich eine Beauty and the Beast-Szene ihrer Ava mit Marv. Und bis dahin einen Recut auf Blu ray, der alle Sin City-Episoden einzeln anwählbar macht.

wing

R: Robert Rodriguez, Frank Miller B: Frank Miller K: Robert Rodriguez D: Jessica Alba, Powers Boothe, Josh Brolin, Rosario Dawson, Eva Green, Joseph Gordon-Levitt, Lady Gaga, Ray Liotta, Mickey Rourke, Bruce Willis