»THE SKULLS«

Logenbrüder

Horror am College

Gerade erst erforschte Stefan Ruzowitzkys Horror-Film Anatomie das Innenleben universitärer Geheimbünde, schon schickt die US-Konkurrenz mit dem Logen-Thriller The Skulls den nächsten Kommilitonen auf elitäre Abwege. Luke McNamara (Joshua Jackson) ist ein einfacher Kerl aus noch einfacheren Verhältnissen. Über ein Sportstipendium ist der begabte Ruderer ans Elite-College New Haven gekommen. Während die Söhne und Töchter aus reichem Hause in feschen Cabriolets über den Campus kreuzen, arbeitet sich Luke mit Fahrrad und Cafeteria-Job durchs Studentendasein. Den finsteren Geheimbündlern der "Skulls" gelingt es schnell, den tatkräftigen Jura-Studenten zu rekrutieren. Warnungen von Kumpel Will (Hill Harper) und Beinahe-Freundin Chloe (Leslie Bibb) schlägt der naive Erstsemestler in den Wind. Schließlich lockt die Loge mit großzügigen Geldüberweisungen, kleinen Automobilpräsenten und lukrativen Karriereversprechungen. Mutproben und okkulte Aufnahmerituale sind schnell überstanden, auch Brandzeichen, Totenkopfembleme und kriegsverheißende Inschriften können Luke nicht abschrecken. Als jedoch sein Freund Will, der als angehender Journalist in Sachen "Skulls" recherchiert, tot aufgefunden wird, erkennt Luke die moralische Verwerflichkeit der Organisation und nimmt den Kampf gegen den allmächtigen Geheimbund auf.
"Skull and Bones" nennt sich an der ehrwürdigen US-Universität Yale ein elitärer Geheimbund, zu dessen prominentesten Mitgliedern Ex-Präsident George Bush gehören soll. Aus ein paar Schlagzeilen, profundem Halbwissen und spekulativen Zutaten rühren Drehbuchautor John Pogue und Regisseur Rob Cohen ihren lauwarmen Hochschul-Thriller zusammen. Hohe Richter und joviale Senatoren agieren als Hintermänner, und der Universitätsdekan legt hier schon einmal persönlich Hand an, wenn es darum geht, neugierigen Kommilitonen das Genick zu brechen. In dunklen Gemäuern werden finstere Rituale in Szene gesetzt. Die Logenräumlichkeiten sehen aus wie eine unschlüssige Kreuzung aus mittelalterlicher Tafelrunde und Scottis Transporterraum in "Raumschiff Enterprise". Vom Design über die Charakterisierung der Hauptfiguren bis hin zur kruden Plotstruktur regiert in The Skulls das Gesetz der Unglaubwürdigkeit, und die politische Brisanz des Stoffes wird zielstrebig an eine lausig inszenierte Verschwörungsstory verschenkt.

Martin Schwickert