SNATCH - SCHWEINE UND DIAMANTEN

Prolls und Steine

Guy Ritchie hetzt ein paar Gaunerbanden aufeinander

Es lebe die multikulturelle Gesellschaft, in der jede Ethnie ihren klischeebehaften angestammten Platz hat: Die Juden sind geldgierig und handeln mit Diamanten, die Schwarzen sind geldgierig, möchtegerncool und ein bisschen dämlich, die Briten sind geldgierig und als Kleinkriminelle ziemlich dämlich, und die Zigeuner sind geldgierig, linkisch, verschlagen und obendrein richtig kaputte Typen. Diesem Figurenkreis widmet sich Guy Richies Gangsterpersiflage. Aufhänger ist ein in Antwerpen geraubter Diamant, der samt seinem Dieb in London auftaucht. Dort bekommen die oben genannten Gruppen Wind davon, jede versucht, das edle Stück in den Besitz zu bekommen. Daneben tauchen noch auf: diverse Hunde, illegale Boxkämpfe, leere Wettbüros, die trotzdem überfallen werden, ein paar Leichen und kaputte Wohnwagen.

War Regisseur Ritchie bei seinem ersten Film Bube, Dame, König, Gras noch damit gescheitert, eine Art britischen Pulp Fiction zu machen, ist er jetzt auf dem Olymp angekommen. Snatch führt die einzelnen Personengruppen ohne jeden Sinn für political correctness in das Geschehen ein. Lustvoll schwelgt er in den Trotteligkeiten, Arroganzen oder Hinterlistigkeiten, die die Kriminellen an den Tag legen. Wortwitz und Verve trieben das Chaos auf die Spitze. Und mitten in dem ganzen Durcheinander passiert etwas unglaubliches: Es kommt zu Szenen berührender Tragik, wenn zum Beispiel die Briten übers Ohr gehauen werden. Hinter allem illegalen Treiben steckt der verzweifelte Kampf, irgendwie zu überleben.

Stefan Dabrock

GB 2000. R & B: Guy Ritchie. K: Tim Maurice-Jones. D: Benicio Del Toro, Sorcha Cusack, Dennis Farina