Snitch - Ein riskanter Deal

Zweite Chance

Dwayne Johnson schlägt sich in einem eher actionenthaltsamen Thriller recht wacker

Schon von seiner Physis her ist Dwayne "The Rock" Johnson für Actionrollen prädestiniert. 2013 war er in den Krawallspektakeln G.I. Joe 2 und Fast & Furious 6 dabei. Und schon kommt mit Snitch der nächste Rockfilm ins Kino. Die Marketingabteilung setzte auf Kontinuität und bewarb den Film als Actionfilm. Wer das glaubt, wird überrascht werden.

Johnson spielt weder einen Undercoveragenten noch einen Ex-Elitesoldaten, sondern den Bauunternehmer und Allerweltstypen John. Als dessen Sohn aus erster Ehe mit dem Drogenpaket eines Freundes erwischt wird und einer langen Haftstrafe entgegensieht, lernt der angesehene Bürger das US-Rechtssystem von einer recht dunklen Seite kennen. Die Staatsanwältin (gut und eiskalt: Susan Sarandon) eröffnet John, dass sein Sohn mindestens zehn Jahre Knast bekommen werde. Es sei denn, er hilft der Justiz, einen anderen Dealer zu schnappen.

Das kann der Sohn nicht, und so macht sich der zu allem entschlossene John daran. Ein erster, naiver Versuch scheitert kläglich. Der verzweifelte Vater erkennt, dass er ohne Hilfe nie einen Fuß in die Drogenszene bekommen wird. Unter seinen Angestellten ist der vorbestrafte Daniel. Der ist ernsthaft um seine Resozialisierung bemüht. Nicht zuletzt mit einem Batzen Geld gelingt es John, seinen Angestellten zu überreden, ihn als Kurierfahrer beim lokalen Ghettoboss Malik vorzustellen. Damit stößt John die Tür zu einer gefährlichen Welt auf, denn Malik arbeitet seinerseits für einen Kartelboss. Snitch - Ein riskanter Plan hätte ein lautes Actionvehikel werden können, ist zum Glück aber ein Thrillerdrama geworden. Der Film bezieht seine Spannung aus der Geschichte. Da wäre der Vaters, der seinen Sohn retten will und sich einem zweifelhaftem Rechtssystem gegenübersieht, das Denunziation begünstigt (im Abspann erfährt man, dass die Strafen für das erste Drogendelikt ohne Gewalt höher liegen als für Banküberfall, Totschlag oder Kindesmissbrauch). Weitere Dramatik bezieht der Film daraus, dass John bei seinem Vorhaben nicht nur sich und seine Familie in Lebensgefahr bringt, sondern auch seinen um eine zweite Chance bemühten Komplizen und dessen Familie.

Die Inszenierung ist sachlich und ruhig. Dass Regisseur Waught eigentlich ausgebildeter Stuntman ist merkt man nur der Verfolgungsjagd im Actionfinale an, die gekonnt inszeniert ist. Sonst vertraut Waught auf die angeblich auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte und die Darsteller. Positiv überrascht dabei vor allem "The Rock", dem man, mal abgesehen von den Muskelpaketen, den normalen Kerl und verzweifelten Vater abnimmt. Neben Johnson überzeugt Jon Berntal (The Walking Dead) als Ex-Knacki, der um eine zweite Chance kämpft und sich gerade deshalb trotz Bedenken einspannen läss.

Olaf Kieser

Snitch USA/UAE 2013 R: Ric Roman Waught B: Justin Haythe, Ric Roman Waught K: Dana Gonzales D: Dwayne Johnson, Jon Berntal, Susan Sarandon, Berry Pepper, Melina Kanakaredes