SNOWMAN'S LAND

Killer im Kalten

Eine deutsche Komödie mit Blut und Schnee und Klapprad

T omasz Thomson will scheinbar beide Brüder Coen auf einmal werden. Als Regisseur, Autor und Cutter seines Debütfilms schickt er durchgeknallte Charaktere in eine zugeschneite Waldeinsamkeit, läßt sie dort mit Waffen, Drogen, Sex und Welteroberungsplänen herumspielen, und hat am Ende tatsächlich fast ein Fargo für die Vorstadt hingekriegt. Auch wenn die in den Karpaten spielende, im Schwarzwald gedrehte Abknaller-Komödie über weite Strecken eher belgisch aussieht, verzögert, trist, ranzig.

Am Anfang vermasselt der offenbar nicht sehr helle Totmacher Walter einen Job. Er erschießt einen zu viel und wird von seinem Chef beurlaubt. "Häng deinen Sack in die Sonne" sagt der, was eine Menge Drehbuchförderer gleich zurückzucken ließ. Erst mit einem in Polen gedrehten Trailer kriegte Tomasz Thomson dann ein paar Fernsehanstalten ins Boot, und mit Reiner Schöne einen hollywooderfahrenen Unhold auf die Besetzungsliste.

Walter fährt urlaubsreif und vertretungshalber für einen Killer-Kollegen mit Familien-Hinderung "2340 Kilometer nach Osten" in ein leerstehendes Kurhotel, um einem legendären Großverbrecher als Leibwächter zu dienen. Unterwegs liest er einen ebenfalls ziemlich derangierten Kollegen auf, der zum Einsatz trampen muss. Vor Ort treffen die beiden dann nur die sexuell durchgedrehte Geliebte des geheimnisvollen Bosses an. Man schäkert herum, man tapert durch den gruseligen Drehort, man säuft, wirft Pillen ein, und irgendwie geht die Dame tot.

Dann kommen der Boss und der Hauptteil des Films. Unsere dösigen Killer haben zwar ihren Fehler versteckt, aber der große Zampano wird bedrohlich. Bei der Errichtung eines Urlaubsresorts für Scheichs wittert er Feinde überall, unter den unsichtbaren Bewohnern der Bergeinsamkeit ebenso wie unter seinen Leuten. Haltlos ballert er auf jede Hütte, ausführlich foltert er die Angestellten mit einem Elektromesser, dessen Akku lahmt.

Viel Gewalt sieht man trotzdem nicht, weil die Low-Budget-Produktion am Blut sparen musste und lieber absurde Szenen lange ausspielt. Ein Killer im Tiefschnee, der mit einem Klapprad zum Einsatz fahren muss. Zwei Killer im Tiefschnee, die johlend Schlitten fahren, ohne zu wissen, dass der ganze Hügel vermint ist. Das hat was. Aber es zieht sich.

wing

D 2010. R&B: Tomasz Thomson K: Ralf Mendle D: Jürgen Rißmann, Thomas Wodianka, Reiner Schöne, Eva-Katrin Herrmann