SO IST PARIS

Warten aufs Herz

Zwischen Melancholie und Lebensfreude: Alltag in Paris

Nachdem Cédric Klapisch mit L'Auberge Espagniol ein halbes Dutzend Studenten in Barcelona, London und St. Petersburg auf den Weg ins Erwachsenendasein begleitet hat, kehrt er nun mit So ist Paris in seine Heimatstadt zurück. Auch hier führt er mehrere Charaktere gleichberechtigt durch die verschlungene Geschichte, deren eigentliche Hauptfigur die schöne Stadt Paris ist.

Im Zentrum steht der ehemalige Tänzer Pierre (Romain Duris), der lange Jahre im "Moulin Rouge" auf der Bühne stand und nun wegen eines schweren Herzfehlers am Wendepunkt in seinem Leben steht.

Die Ärzte empfehlen eine Transplantation und beziffern seine Überlebenschancen in erschreckend niedrigen Prozentzahlen.

Während er auf sein neues Herz wartet, kramt Pierre in seinen Erinnerungen oder schaut vom Balkon auf das bunte Treiben in den Pariser Straßen. Seine Schwester Elise (Juliette Binoche) kümmert sich um ihn, obwohl sie als alleinerziehende Mutter und Sozialarbeiterin immer an der Grenze der Belastbarkeit entlang lebt.

Um das ungleiche Geschwisterpaar oszillieren eine Hand voll Figuren, die nur lose mit dem narrativen Herzen des Films verbunden sind. Eine Gruppe von Markthändlern, bei denen Elise regelmäßig einkaufen geht, eine Nachbarin (Mélanie Laurent), die eine Beziehung mit ihrem krisengeplagten Geschichtsprofessor (Fabrice Luchini) unterhält, eine affektierte Bäckersfrau, die sich als Gelegenheitsrassistin betätigt, ein Immigrant aus Kamerun (Kingsley Kum Abang), der sich in die Stadt und zur Frau seiner Träume aufmacht.

Dabei leiden einige Figurenzeichnungen am Rande deutlich unter der multiperspektivischen Erzählweise. So wird etwa eine der Marktfrauen in den Verkehrstod geschickt, bevor das Publikum überhaupt eine Beziehung zu ihr aufbauen konnte.

Vielleicht hätte man hier den Facettenreichtum des Metropolenporträts zugunsten intensiverer Charakterstudien einschränken sollen. Aber in seinem Kern funktioniert der Film dank hervorragender schauspielerischer Leistungen sehr gut. Juliette Binoche und Romain Duris zeigen ohne falsche Sentimentalitäten die Qualitäten und die Vertrautheit einer Geschwisterliebe auf und Fabrice Luchini kämpft als liebeskranker Professor erfolgreich gegen die Klischees seiner Rolle an.

Martin Schwickert

Paris. F 2008 R&B: Cédric Klapisch K: Christophe Beaucarne. D: Juliette Binoche, Roman Duris, Fabrice Luchini