Source Code

Der Fremde im Zug

Jake Gyllenhaal muss im Traum die Welt retten

Bestimmt ist Source Code nicht der beste Film des Jahres, aber der traurigste - das könnte schon sein. Immer wieder wacht Jake Gyllenhaal in einem fahrenden Zug auf, ihm gegenüber die freundliche Michelle Monaghan, und es dauert ein bisschen, bis er seine Orientierungslosigkeit verliert und begreift, warum er hier ist: Er soll einen Bombenleger finden. Das gelingt nicht, nach 10 Filmminuten fliegt alles in die Luft - ein Kurzfilm?

Mitnichten. Jetzt wacht Jake in einer seltsamen Kabine auf und ist per Monitor mit einem Operator verbunden. Und er erfährt schließlich, dass er tot ist. Oder so gut wie, und dass sich alles in seinen letzten acht Minuten abspielt, in denen das Hirn weg dämmert. Diese "Zwischenwelt" hat ein findiger Kopf (mit mephistofelischem Klumpfuß!) in Drähte und Elektronik gezwängt und kann so Probanden in immer wieder die gleichen Situationen schicken. Nicht um diese zu verändern, sondern um aus ihnen zu lernen. Jakes Auftrag ist es, den Bombenleger zu finden, nicht die Menschen zu retten.

Duncan Jones, mit seinem seltsamen Solo-Projekt Moon bereits aufgefallen, hat hier mit Liebe zum Detail ein Buch von Ben Ripley verfilmt, das sich liest, als sei es von Philip K. Dick, dem großen Paranoiker der US-Science Fiction. Immer neue Varianten des Schreckens findet der Film (der ein bisschen darunter leidet, dass er immer wieder die gleichen Situationen durchspielen muss), bis am Ende klar wird, dass wir eigentlich alle verloren sind.

Das Ende ist gleich zwiefach herzzerreißend und sei keinesfalls verraten. Es lohnt sich, die kleinen dramaturgischen Durststrecken und die krassen logischen Fehler des Films zu überstehen, um am Schluss in einem Bild der Harmonie zu landen, in dem nichts stimmt. Und in dem trotzdem alles richtig ist. Es ist ein bisschen wie Matrix mit Seele.

Thomas Friedrich

USA 2011 R: Duncan Jones B: Ben Ripley K: Don Burgess D: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright