Spuren

Durch die Wüste

Eine Frau und vier Kamele - ein meditativer Film über die Freuden der Einsamkeit

Das Glück liegt in der Einsamkeit für Robyn Davidson. Sie will die Menschen hinter sich lassen, die immer viel zu laut, zu aufdringlich, zu oberflächlich sind. Sie will mit sich alleine sein, weg vom Lärm der Zivilisation, hinein in die Wüste, in diese leere Landschaft, um dem eigenen Gefühl der Leere mit einer existenziellen Erfahrung zu begegnen. Begleitet nur von vier Lastenkamelen und ihrem Hund wanderte Robyn Davidson Ende der siebziger Jahre 2700 Kilometer durch die dürre Wildnis des australischen Outbacks bis zum indischen Ozean. Ihr 1980 erschienener Reisebericht Spuren wurde durch seine Mischung aus Kontemplation und Abenteuer damals zu einem Weltbestseller.

John Curran (Wir leben hier nicht mehr) bringt die Geschichte der eigensinnigen, jungen Frau nun auf die Leinwand und hat mit Mia Wasikowska die ideale Darstellerin gefunden. Scheinbar mühelos trägt sie den Film auf ihren Schultern, der von den Strapazen, dem Glück, der Einsamkeit und den Selbsterkenntnisprozessen der monumentalen Reise erzählt.

In Seitenblicken verweist der Film auch auf den emanzipatorischen Kontext des Unternehmens, ohne Davidson dadurch zur feministischen Lichtgestalt zu stilisieren. Der Film beharrt glücklicherweise auf der Sperrigkeit seiner Protagonistin und gerade dieser individualisierende Ansatz hält die Spannung aufrecht, weil er immer wieder neue Facetten der Figur freilegt. Wer die notwendige Geduld und Muße mitbringt, wird hier mit einem ungewöhnlichen und interessanten Seherlebnis belohnt, in dem die Charakterstudie einer im besten Sinne eigenwilligen Frau und Landschaftsaufnahmen von spröder Schönheit ineinander schmelzen.

Martin Schwickert

Tracks Australien 2013 R: John Curran B: Marion Nelson K: Mandy Walker D: Mia Wasikowska, Adam Driver, Rainer Bock 113 Min.