STEALTH - UNTER DEM RADAR

Vom Himmel gelabert
Knight Rider kann jetzt auch fliegen

Im Gegensatz zu seinem Namensvetter dem Stealth-Bomber, ist der Film Stealth alles andere als eine Präzisionsmaschine: er ist laut, seine Spezialeffekte sind unübersehbar und trotz zweistündigem Massenbombardement trifft er nicht ein einziges Mal ins Ziel.
Drei Top-Piloten der US-Navy - ein weißer Mann (Josh Lucas), ein schwarzer Mann (Jamie Foxx) und eine von Jessica Biel prall ausgefüllte Uniform - bekommen einen neuen Kollegen: EDI, ein computergesteuertes Flugzeug mit einer Stimme, die unangenehm an Kaufhausfahrstühle erinnert. Anfangs befürchten die drei, von der vollautomatischen Kampfmaschine ersetzt zu werden; als das Ding dann aber vom Blitz getroffen wird, entwickelt sich eine Zukunft auf Hartz IV-Niveau zur kleinsten Sorge des Trios. EDI beschließt, den Weltfrieden auf eigene Faust zu erzwingen und geht auf Zerstörungskurs quer durch Russland, weshalb unsere Helden versuchen, die Kampfmaschine abzuschießen oder zum Aufgeben zu überreden.
Dass das durchaus ernst gemeint ist, dürfte den Schwachsinnslevel zumindest andeuten: ganze Dialogszenen bei Mach III sind mit Versuchen gefüllt, den hochgezüchteten Computer Mithilfe von Logik, Rhetorik oder ein paar coolen Sprüchen zur Landung zu labern. Der Rest der 121 Minuten lässt sich in zwei Gruppen einteilen: Kampfszenen, bei denen Ziele am Boden oder in der Luft in Flammen aufgehen, und genretypische Füllszenen, wie die dramaturgisch vollkommen unnötigen, aber doch irgendwie befriedigenden drei Minuten, in denen sich Jessica Biel im Bikini präsentiert.
Regisseur Rob Cohen, dessen Filmografie unterhaltsamen Action-Schwachsinn wie xXx und The Fast and the Furious enthält, hat beim Dreh allem Anschein nach den Verstand verloren. Statt rudimentärer Logik knallt er uns eine Unmöglichkeit nach der anderen vor den Kopf, springt von einem uninspirierenden FX-Geballer ins nächste und will uns zum Ende hin auch noch glauben machen, dass ein Mann wegen Jessica Biel einen nuklearen Krieg mit Nordkorea riskieren würde (das macht man nur wegen Jessica Alba!). Aber was soll man schon von einem Film erwarten, der sein Publikum mit erfundenem, quasi-wissenschaftlichem Gebabbel über künstliche Intelligenz zumüllt, um dann detailliert zu erklären, was Primzahlen sind?
Wer sich eine Eintrittskarte für Stealth kauft, bekommt nicht nur, was er erwartet, sondern wahrscheinlich sogar, was er verdient. Das - und drei Minuten Bikinimodenschau.

Karsten Kastelan
Stealth USA 2005 R: Rob Cohen. B: W.D. Richter K: Dean Semler D: Josh Lucas, Jessica Biel, Jamie Foxx, Sam Shepard, Richard Roxburgh, Joe Morton