STEP UP

Die Hüpfburg

The last dirty fame stage dance-Klon

Tyler tanzt sich gern in Trouble, Nora tanzt sich gern nach oben. Am Ende tanzen beide, sogar toll und miteinander, aber nur einer hat was gelernt. Der darf nach dem Kino auf die Schule seiner Wahl gehen, während die andere nicht auf die Uni muss, sondern im Show-Bizz wohl als Chorus-Girl verschlissen werden wird.
Aber halt, bevor es zu tieferen Botschaften kommen kann, bevor Schweiß und Straße wirksam ins Duett mit Kunst und Karriere treten, ist der Film schon aus. Wir haben ein paar hübsche Menschen eindrucksvoll im Takt herumzappeln sehen, und wir haben fast jedes Klischee mitgekriegt, dass von Fame bis Save the Last Dance gesellschaftliche Mobilität auf dem Tanzboden feierte.
Tyler, gespielt von dem offensichtlich zu höherem berufenen Tatum Channing, ist eine Art Eminem Light im Loser-Viertel von Baltimore. Er hat hinreissende Freestyle-Moves drauf und kriegt regelmäßig Ärger mit den schwarzen Platzhirschen in der Hood. Mit einem schwarzen Freund randaliert er ein wenig in der Aula der städtischen Kunstschule und kriegt, erwischt, Sozialdienst aufgebrummt. Nun muss er den Boden wischen, den Müll raustragen und den Spott der Oberklassen-Kids ertragen, die hier Geige lernen oder Ballett. Nur die Girls finden den Straßen-Klotz irgendwie cool, so ganz anders als die Kunstjüngelchen ihrer Klasse. Nora, gespielt von der nett talentierten Jenna Dewan, braucht noch dringend einen Tanzpartner für ihre Examens-Show, alle weiteren Schritte sind absehbar.
Anne Fletcher, als Film-Choreografin viel beschäftigt (Eisprinzessin, Und dann kam Polly) ließ sich für ihr Regiedebüt fast nur Szenen schreiben, die schon in Flashdance oder Dirty Dancing nicht neu waren. Und wenn sie einmal zum großen Sprung ansetzt und drei Handlungs-Ebenen zu einer Musik ineinander montiert, dann endet der doch nur in Rück-Seit-Platz-Standards.
Ein bisschen Ghetto-Gewalt als Antrieb zum Milieu-Wechsel, ein bisschen Erziehungs-Ignoranz ("träum nicht vom Ballett, geh zur Uni") als Ansporn, den eigenen Weg zu suchen ... das war´s schon mit der Figuren-Psychologie. Gleich wackeln dann wieder schöne Körper zu Deep Grooves und Geigen-Schnulz multikulturell und rhythmussicher. Schön (der Kameramann fotografierte schon vor 26 Jahren Fame), aber leer.
Die wirklichen Botschaften stecken in winzigen Beiseite-Episoden. Wenn Tyler nach dem dramaturgisch notwendigen Zerwürfnis mit Nora selig mit seiner kleinen nervigen Schwester im Hinterhof-Garten Moves übt. Wenn der fiese Schieber, dem Tyler früher für ein Taschengeld geknackte Autos brachte, ihn zurück zum Glück schickt: "Tupac Shakur war auch auf der Kunstschule". Da blitzt ein bisschen Realität im durchweg unglaubwürdigen Märchen auf.

WING

USA 2006, R: Anne Fletcher, B: Duane Adler, Melissa Rosenberg, K: Michael Seresin, D: Tatum Channing, Jenna Dewan, Damaine Redcliff, Rachel Griffith, Mario, Heavy D., Anne Fletcher