Stereo

Ich sehe was...

Jürgen Vogel hat alles im Blick - ein deutscher Genrefilm ohne Genre

Für Erik (Jürgen Vogel) läuft es gut. Er betreibt eine Motorradwerkstatt auf dem Land und ist glücklich mit seiner Freundin Julia und ihrer kleine Tochter Linda. Dass Julias Vater, der hier der Dorfpolizist ist, den tätowierten und nach Schmieröl riechenden Biker misstrauisch beäugt, amüsiert mehr, als dass es stört.

Erik bmerkt, dass er verfolgt wird. Schon bald begnügt sich der Mann, der sich Henry nennt, nicht mehr damit, Erik nur aus der Ferne zu beobachten. Henry (Moritz Bleibtreu) drängt sich dreist in Eriks Leben. Unangenehm und unheimlich obendrein, denn außer Erik kann anscheinend niemand Henry sehen. Bevor sich der Geplagte darüber Gedanken machen kann, wie er das Phantom wieder loswird, kreuzt der sinistre Gaspar auf und behauptet, Erik stehe bei ihm in der Schuld und nun sei es an der Zeit, diese abzutragen.

Genrefilme aus Deutschland sind eine seltene Spezies. Erfreulich, wenn es doch einer an all den Komödien vorbei ins Kino schafft. Erst recht, wenn es wie bei Stereo ein gelungener ist. Bemerkenswert ist auch, dass das sonst eher betuliche ZDF und der Kultursender ARTE mitproduziert haben.

Weitere Details der Geschichte preiszugeben, hieße den Spaß zu verderben, da der Film, den man als eine Mischung aus einer bösen Mystery-Version von Mein Freund Harvey und A History of Violence umschreiben kann, vor allem von seiner Unberechenbarkeit lebt. Gerade wenn man zu wissen meint, wie sich die Geschichte weiter entwickelt, nimmt der Film eine überraschende Wendung. Trotz einer eher kunstvollen Präsentation wirkt Stereo stets organisch und wird dabei zunehmend spannender.

Neben Spannung entwickelt Stereo auch psychologischen Tiefgang. Für das Auge erfreulich sind die kinotauglichen Bilder von Ngo The Chau<>. Licht und Schatten werden geschickt eingesetzt und nach dem zunächst freundlichen Einstieg setzt sich bald immer stärker eine düstere Neo-Noir-Atmosphäre durch. Mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu wirken zwei der derzeit besten deutschen Schauspieler mit, beide ideal besetzt und mit starken Leistungen

Olaf Kieser

D 2014 R & B: Maximilian Erlenwein K: Ngo The Chau D: Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Rainer Bock 95 Min.