STILLE HOCHZEIT

Poesie des Schweigens

Eine deftige Bauernkomödie aus Rumänien mit berührenden Momenten

Mara (Meda Andreea Victor) und Iancu (Alexandra Potocean) lieben sich. Überall. Auf dem Feld. Im Wald. Oder im Kornspeicher. Es wird viel gebrüllt, gelacht und gesoffen in dem kleinen rumänischen Dorf im Frühjahr 1953. Der Bürgermeister und seine kleine kommunistische Gefolgschaft haben keine Chance gegen den anarchistischen Freigeist, der in der Provinz herrscht. Nur die Soldaten des Großen Bruders aus der Sowjetunion sind gefürchtet. Und die marschieren genau an dem Tag auf, an dem Mara und Iancu Hochzeit feiern wollen. Genosse Stalin ist gestorben und die Rotarmisten verordnen eine einwöchige Volkstrauer.

Aber die Flaschen sind schon entkorkt, die Gäste schon geladen, das Schwein ist schon geschlachtet. Und so räumen die Dörfler nachts in aller Heimlichkeit die Tische in die Scheune und versuchen die Hochzeit lautlos zu feiern. Die Trinkgläser werden mit Sackleinen umwickelt, damit sie geräuschlos auf dem Tisch abgestellt werden können. Der Geiger berührt seine Seiten nicht, der Trompeter spielt ohne Luft. Der Glückwunsch für das Brautpaar wird per "Stille Post" durch die Hochzeitsgesellschaft weitergegeben.

Diese Szene ist der poetische Kern von Stille Hochzeit des rumänischen Regisseurs Horatiu Malaele. Fast zehn Minuten den Bauern bei den verzweifelten pantomimischen Bemühungen zuzusehen, mit ihnen in die Stille hineinzulauschen und jedes Geräusch in all seiner bedrohlichen Deutlichkeit wahrzunehmen - das ist eine durchaus surreale Kinoerfahrung, die vor allem vom Kontrast zur vorherigen Turbulenz lebt. Mit groben Pinselstrichen zeichnet Malaele die dörfliche Gemeinschaft als Ort praller Lebensfreude und deftigen, oftmals handgreiflichen Auseinandersetzungen. Da wird die Grenze zum balkanesken Bauerntheater oftmals überschritten, auch wenn Stille Hochzeit sich mithilfe von Feuerspuckern, Artisten, Zwergen und einer Auswahl markanter Gesichter mit den Filmen von Fellini oder Kusturica zu messen versucht.

Aber die Poesie der Stille, der burleske Trubel, die antistalinistische Botschaft, die tragische Schlusswendung und vor allem die Rahmenhandlung, die die Geschichte als wahre Begebenheit aus der Gegenwart heraus zu erzählen versucht, wachsen hier nicht zu einem funktionierenden Filmorganismus zusammen. Die plakative Ausführung macht letztlich alle poetischen Bemühungen zunichte.

Martin Schwickert

Silent Wedding. Rumänien 2008 R: Horatiu Malaele B: Horatiu Malaele, Adrian Lustig K: Vivi Dragan Vasile D: Meda Andreea Victor, Alexandru Potocean, Doru Ana