STIRB LANGSAM 4.0

Volles Blech

Vater Supercop haut sich einen Sohn zurecht

John McClane hat echt Pech. Vor Jahrzehnten war er mal ein großer Held und der Schrecken einer ganzen Horde von Superverbrechern. Andere werden mit solchen Geschichten Kino-Stars, John McClane blieb ein einfacher Polizist. Inzwischen ist er geschieden und hat eine Tochter, die lieber den Mädchennamen ihrer Mutter trägt. Und er blamiert sich am Anfang ziemlich, als er ihren knutschenden Freund aus dem Auto zerrt. Geh nach Hause, Papa, ruf mich nicht an. Das sind Probleme von gestern, aber jeder versteht sie.
Vorher haben wir Probleme von heute gesehen und nicht verstanden. Irgendwelche Leute tippen irgendwas in ganz viele Computer, irgendwo werden ganze Schaltzentralen per Fernsteuerung übernommen, und dann scheint ein virtueller Virus durch Datenleitungen zu kriechen und im ganze Land Heim-PCs von Computer-Freaks zu sprengen.
Es dauert, bis die beiden Handlungsstränge zusammenfinden. Das FBI sammelt die üblichen verdächtigen Hacker ein, McClane soll einen davon transportieren und gerät in die Schusslinie eines Killerkommandos, das zum Hacker-Ausputzen vorbeigekommen ist. Ganz schlecht für das Killerkommando.
McClane tankt sich, ohne zu wissen, wer warum auf wen schießt, durch Wände und Gegner. So geht das fortan immer weiter. Ganz offensichtlich zeigt hier ein Haudrauf der Hightech, was analoge Fäuste und Pistolen auch aus virtuellen Daten machen können. Und der gerettete Verdächtige beginnt, das alte Eisen zu bewundern.
Umgekehrt will ein Computer-Terrorist im Großmaßstab beweisen, dass per Rechner alles geht. Er schaltet den Strom ab, leitet Verkehr um, sendet auf jedem TV-Kanal und lässt einen US-Präsidenten sein Erpressungs-Schreiben an die Welt verlesen. Derweil arbeitet sich McClane weiter durch, und Held und Sidekick werden dabei ganz nett zusammen-gerauft. Bruce Willis hält die Knochen hin, sein Fahrgast hilft mit dem Handy aus, und allmählich wächst über dem Digital Gap der Generationen ein Vater-Sohn-Verhältnis.
In Stirb Langsam ging es mehr um Familien-Zusammenführung als ums Welten-Retten, so wie die Bösen auch immer einen Plan hinter dem Plan hatten. Auch dieser Film erzählt mehr als eine Geschichte.
Das Lob der analogen, aufrechten harten Gangart gegen das digitale Herumgesitze vor Monitoren lässt Platz für selbstironische Volten. Mal zerbricht Bruce Willis als tumber Klotz eine Action-Figur seines Hacker-Schützlings, mal wirft er ein ganzes Auto nach einem Hubschrauber und kommentiert: Ich hatte keine Munition mehr. Und immer wieder helfen nur aufwendige Computertricks, um die moralische Selbstzerlegung der modernen Welt halbwegs glaubwürdig abzubilden. Und um von Logik-Löchern abzulenken, die so groß sind, dass ein Lastwagen und ein Senkrechtstarter darin Fangen spielen können. Was für ein Spaß.

WING

Live Free or Die Hard. USA 2007 R: Len Wiseman B: Mark Bomback, David Marconi K: Simon Duggan D: Bruce Willis, Justin Long, Timothy Olyphant, Maggie Q, Kevin Smith. 129 Min.